Es sollte doch der Wendepunkt für die leidgeplagten Minnesota Timberwolves sein. Im Juni 2017 schnappten sich die Wolves in einem echten Blockbuster-Trade Jimmy Butler. Der harte Arbeiter sollte die Franchise nach 14 langen Jahren zurück in die Playoffs führen und den Jungstars Karl-Anthony Towns und Andrew Wiggins beibringen, was es heißt, in dieser Liga ein Star zu sein.
Mit Ach und Krach sowie einer Energieleistung wurde zumindest Ersteres erreicht, auch wenn in Runde eins gegen die Houston Rockets schon nach fünf Spielen Schluss war. Für eine Kultur der harten Arbeiter konnte aber auch Butler nicht sorgen, der laut diversen Medienberichten nicht nur einmal mit den beiden Youngstern kollidierte.
Schon bei Butlers Ankunft beanspruchte dieser (zurecht) die Rolle des Leaders für sich und demonstrierte dies auch gegenüber den Medien. "Wir müssen all die schlechten Angewohnheiten abschütteln und bereit für das sein, was kommen wird", sagte Butler Shams Charania (damals Yahoo) in einem Interview.
Butler kollidierte mit Towns und Wiggins
"Schlechte Angewohnheiten akzeptiere ich nicht und das sollte auch niemand in dieser Liga machen. Es ist egal, wie jung du bist. Es geht um Einsatz, um den Willen, es zu schaffen." Offensichtlich sprach Butler dabei indirekt KAT und Wiggins an - zwei ehemalige No.1-Picks, die mit Talenten gesegnet sind, die Butler selbst so nicht hatte.
Beide wurden in ihrer Jugend groß gehypt, während Butler hart arbeiten musste. 2011 nahmen die Chicago Bulls um den damaligen Coach Tom Thibodeau den Shooting Guard erst an Position 30, in der Folge nahm der Liebling des Trainer Stufe für Stufe auf der Karriereleiter.
Rotationsspieler, Starter, Star, Max-Player - Butler bekam nichts geschenkt, dafür sucht seine Arbeitseinstellung seinesgleichen. Er kämpfte gegen Widerstände, die Towns oder Wiggins nicht kennen, umso frustrierter war Butler nach der Saison, als er hautnah erleben durfte, dass die beiden einiges auf dem Tisch liegen lassen.
Butler wollte wohl Nachverhandlung seines Vertrags
Trotz all dieser offensichtlichen Probleme soll das gar nicht der Hauptgrund dafür sein, dass Butler nun in einem Meeting mit Coach und GM Thibodeau einen Trade gefordert haben soll. Laut einem Bericht von Jon Krawczynski (The Athletic) sind es auch monetäre Gründe, die Butler zu dieser drastischen Forderung führte.
Demnach hoffte Butler auf eine Nachverhandlung seines Vertrags (wie etwa Robert Covington bei den Sixers) und eine Gehaltserhöhung auf 30 Millionen Dollar für die kommende Saison sowie eine Verlängerung um weitere vier Jahre für 145 Millionen. Für die Wolves soll das aber keine Option gewesen sein, da dies erst möglich geworden wäre, wenn sie mindestens fünf Millionen Dollarunter dem Cap gewesen wären (sie liegen aktuell 20 Mio. drüber).
Dafür hätten die Wolves einiges an Gehalt einsparen und Spieler (sowie wohl Picks) traden müssen und damit ihre eigene Konkurrenzfähigkeit in Gefahr gebracht hätten. Als Alternative legte das Front Office um Thibs Butler die klassische Max-Verlängerung um vier Jahre für 110 Millionen ab 2019 vor, die dieser aber dankend ablehnte.
Butlers Trade-Liste: Clippers, Nets, Knicks
Butler schielt nun auf den maximalen Fünfjahresvertrag im kommenden Sommer, der ihm bis zu 188 Millionen einbringen könnte - nur dass er diesen anscheinend nicht in Minnesota unterschreiben möchte. Natürlich könnte der Guard auch einfach im Sommer bei einem anderen Team anheuern, doch dann bekäme er nur maximale 140 Millionen für vier Jahre. Durch den geforderten Trade bekäme das neue Team die Bird-Rechte und damit auch die Chance, fünf Jahre zu offerieren.
Darum verwundert es auch nicht, dass Butlers Liste für Wunsch-Destinationen laut Adrian Wojnarowski (ESPN) wie folgt aussieht: Los Angeles Clippers, Brooklyn Nets, New York Knicks. Dies sind Teams, die einerseits in großen Märkten spielen, auf der anderen Seite aber auch gleich Platz für zwei Maximalverträge im Sommer 2019 haben werden.
Ob allerdings eines dieser Teams tatsächlich einen Trade einfädeln will, ist bislang völlig unklar. Zumindest die Knicks betonten den kompletten Sommer über, dass sie diese Spielzeit zur Entwicklung der eigenen Spieler nutzen wollen, um dann in der Free Agency anzugreifen. Gleichzeitig würden die Wolves für Butler vergleichsweise wenig bekommen, da der Vertrag des 28-Jährigen ausläuft und das aufnehmende Team keine Garantie hat, dass der Guard tatsächlich im Sommer einen neuen Vertrag unterzeichnet.
Thibodeau will Butler nicht traden
Und dann wäre da auch noch die Seite der Timberwolves. Laut Charania ist Thibs nicht gewillt, seinen Zögling und Star abzugeben. Das ist verständlich, weil Thibodeau eben auch der Coach ist und Spiele gewinnen will - die Schwierigkeit der Doppelfunktion, die inzwischen wieder am Aussterben ist, nachdem ähnliche Experimente bei den Clippers mit Doc Riveres oder bei den Detroit Pistons mit Stan Van Gundy gescheitert waren.
Gerade für Thibodeau steht in der Causa Butler jede Menge auf dem Spiel und erklärt auch, warum der Coach/GM in der Offseason nicht müde wurde, die zahlreichen Gerüchte um Unstimmigkeiten in der Organisation herunterzuspielen. Der ehemalige Bulls-Coach geht nun in seine dritte Saison in Minneapolis und wurde vor allem dafür geholt, dass er defensiv mehr aus dem Team herausholen würde. Doch selbst mit dem Butler-Trade gelang dies nur bedingt. Zwar waren die Wolves in der vergangenen Saison eine Top-5-Offense, aber eben auch nur 22. im Defensiv-Rating.
Mit Butler sollte die Kultur verbessert, eine Gewinner-Mentalität einfiltriert werden, doch davon ist man in Minnesota noch weit entfernt. Der Butler-Trade sieht so Tag für Tag schlechter für die Wolves aus. Mit Kris Dunn und Zach LaVine wurden zwei junge Spieler geopfert, dazu gab man die Rechte an Lauri Markkanen in die Windy City ab, während man selbst Butler und einen Pick (Justin Patton) bekam.
Minnesota: Der Druck auf Thibodeau steigt
Sollte Thibs also Butler wieder abgeben, hätte er dafür einiges an Tafelsilber verscherbelt und im Prinzip nichts dafür bekommen. Ein Umstand, der niemandem gut zu Gesicht steht und Fragen auf der höchsten Ebene, also bei Besitzer Glen Taylor, aufwerfen dürfte. Bedenkt man dann auch noch, dass Wiggins' höchst fragwürdige Verlängerung (5 Jahre, 147,7 Mio.) gerade erst beginnt und Towns weiterhin keine Rookie-Extension unterschrieben hat, ist zu sehen, dass Thibodeau das Ruder der Franchise noch nicht herumreißen konnte und die Lage der Franchise eher komplizierter gemacht hat.
Auch die Verpflichtungen von den Ex-Bulls-Spielern Derrick Rose und Luol Deng sowie das angebliche Interesse an Joakim Noah sorgten eher für Spott und Häme, das Etikett der "Timberbulls" gab es noch gratis dazu.
Dass nun auch noch mit Butler Thibs' engster Vertrauter und verlängerter Arm das Weite suchen will, erhöht den Druck noch einmal enorm. Superstar-Trades sind zwar bekanntlich langwierige Prozesse wie auch das Drama um Kawhi Leonard in San Antonio zeigte, doch die Zeit drängt enorm.
Butler und Wolves: Wann erfolgt die Trennung?
Schon am Montag beginnt in Minnesota das Training Camp, die Spieler und auch Thibs werden dann Unmengen an Fragen gestellt bekommen, die wahrscheinlich niemand gerne beantworten möchte. Eine ähnliche Situation hatten im vergangenen Jahr die Knicks, die dies mit dem schnellen Trade von Carmelo Anthony nach OKC beantworteten und damit unangenehmen Nachfragen aus dem Weg gingen.
Geschieht bis dahin kein Trade, ist es aber auch möglich, dass Butler am Montag gar nicht erscheint und seiner Forderung noch einmal Nachdruck verleiht. Somit könnte den Wolves eine unangenehme Entscheidung mit einem Jahr Vorlauf abgenommen werden.
Durch den Wiggins-Deal stellte sich die Frage, ob das Team um Towns oder Butler geformt werden sollte, für beide müssten die Wolves verdammt tief in die Luxussteuer. Jimmy Buckets könnte Minnesota nun die Entscheidung abgenommen haben, eine Trennung erscheint unter den derzeitigen Umständen unumgänglich - vielleicht sogar schon in wenigen Tagen.