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NBA - Am Tiefpunkt angelangt: Die Ära der Golden State Warriors steht vor dem Ende

Von Stefan Petri
NBA, Golden State Warriors
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Mit dem historischen 105:141 gegen die New Orleans Pelicans hat die Krise der Golden State Warriors neue Ausmaße erreicht. Beim einstigen Champion um Superstar Stephen Curry funktioniert diese Saison fast nichts: frühere Leistungsträger schwächeln, Head Coach Steve Kerr ist ratlos. Muss ein Trade her? SPOX nimmt das Dubs-Desaster unter die Lupe.

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Wer dachte, dass es nach dem späten Kollaps gegen die Denver Nuggets und dem Buzzer-Beater von Nikola Jokic nicht mehr schlimmer kommen könnte für die Warriors, oder auch nach dem 118:133 daheim gegen die Raptors, als Stephen Curry seinen Arbeitstag mit 2/14 aus dem Feld beendete, der wurde in der Nacht auf Donnerstag eines Besseren belehrt: 105:141 in eigener Halle gegen die New Orleans Pelicans. Es war die höchste Heimpleite für die Dubs seit 2007 und ein neuer Tiefpunkt in dieser so miserablen Saison.

"Wir haben unser Selbstvertrauen verloren, den Glauben uns selbst", sagte ein ernüchterter Head Coach Steve Kerr nach der sechsten Niederlage in den letzten acht Spielen. Sein Team sei aktuell "zerbrechlich". Die Buhrufe der Zuschauer, viele ergriffen im Schlussviertel vorzeitig die Flucht, halfen nicht. Verübeln konnte es den erfolgsverwöhnten Fans aber auch niemand. "Ich buhe mich und das Team innerlich selbst aus, weil wir so schlecht spielen", gab Curry zu. "Es ist beschissen, aber wir haben es verdient", stimmte Center Kevon Looney zu.

Resultat: Die mit großen Ambitionen in die Saison gestarteten Warriors belegen mit einer Bilanz von 17-20 und einem negativen Point Differential (-0.8) Platz zwölf im Westen. Schlechter sind nur die Memphis Grizzlies sowie die sich im Rebuild befindenden Portland Trail Blazers und San Antonio Spurs.

Wie konnte es so weit kommen - und gibt es überhaupt noch einen Weg aus der Krise?

NBA: Der Tabellenkeller der Western Conference

PlatzTeamBilanz
7 (Play-In)Mavericks22-16
8 (Play-In)Suns19-18
9 (Play-In)Lakers19-19
10 (Play-In)Rockets18-18
11Jazz19-20
12Warriors17-20
13Grizzlies14-23
14Trail Blazers10-26
15Spurs6-30
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Golden State Warriors: Gründe für die Krise

Es sollte - mal wieder - ein letztes Hurra der alten Warriors-Recken werden in dieser Saison, wie schon 2022, als der harte Kern um Curry, Klay Thompson und Draymond Green überraschend seinen vierten NBA-Titel holen konnte. Dafür wurde der Vertrag mit Draymond in der Offseason verlängert und gleichzeitig dessen "Sparringspartner" Jordan Poole abgeschoben. Im Gegenzug holte man "Point God" Chris Paul: Der sollte die Second Unit stabilisieren und die jungen Bankspieler auf Trab bringen. Die Starting Five mit Curry, Thompson, Andrew Wiggins, Green und Looney hatte 2022/23 trotz fortgeschrittenen Alters immer noch zum Besten gehört, was die NBA zu bieten hatte.

Das sah sogar zunächst ganz gut aus: 5-1 lautete die Bilanz nach sechs Spielen, darunter Siege über die Kings (2), bei den Thunder und den Pelicans. Dieses Niveau konnte jedoch nicht gehalten werden. Zwischenzeitlich schmierte die Bilanz auf 10-14 ab, und kaum hatte man sich aus diesem Loch herausgearbeitet, ging es wieder bergab. Der so gefeierte Overtime-Sieg über die Boston Celtics (132:126) ist mittlerweile drei Wochen her. Zu feiern gab es seitdem kaum noch etwas.

Die Probleme im Team sind so zahlreich, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll.

  • Die Starting Five: Letzte Saison noch so stark, mittlerweile aber so schlecht (Net Rating von -9,8), dass die Bank zu Saisonbeginn immer wieder die Kohlen aus dem Feuer holen musste. Klay startete eiskalt in die Saison, Wiggins war konstant so schlecht, dass er für Jonathan Kuminga in die Second Unit abgeschoben wurde. Auch Looney ist längst nicht mehr der Stabilisator vergangener Tage.
  • Draymond Green: Verdient nach den vielen Ausrastern eine eigene Kategorie und dachte nach eigenen Angaben sogar an einen Rücktritt. Sein Comeback steht kurz bevor, er selbst gibt sich geläutert. Aber es ist bezeichnend, dass die Warriors ohne ihn quasi die gleiche Bilanz wie mit ihm auflegen. Auch seine Defense hat nicht mehr den Impact vergangener Tage.
  • Chris Paul: Brachte tatsächlich Zucht und Ordnung in den zweiten Anzug, setzte die Jungspunde gut in Szene und minimierte die Turnover, die das Team in der Vergangenheit so oft plagten. Aber CP3 ist eben auch schon 38: Sein Shooting Touch hat ihn größtenteils verlassen, defensiv kann er dem Team nicht mehr viel geben. Musste zu viele Minuten spielen und fehlt nach seinem Handbruch (die wievielte Verletzung an der Hand ist das jetzt schon?) noch wochenlang.
  • Steve Kerr: Auch der Championship Coach kriegt mittlerweile viel Kritik ab. Kerr hielt trotzig viel zu lange an seinen schwächelnden Altstars fest, verwirrte mit seinen Rotations und konnte die vielen späten Einbrüche - schon viermal wurde ein Vorsprung von mindestens 18 Punkten noch hergegeben - nicht verhindern. Die Stimmung bei Talenten wie Jonathan Kuminga oder Moses Moody ist im Keller, schließlich scheint sich Leistung nicht auszuzahlen. Immerhin hat er es mittlerweile Big Man Trayce Jackson-Davis und Rookie Brandon Podziemski erlaubt, sich festzuspielen.
  • Stephen Curry: Selbst der Superstar, der in MVP-Form in die Saison gestartet ist, hat mittlerweile abgebaut. Defenses können sich so sehr wie noch nie auf ihn konzentrieren und ihn umgekehrt in der Offense gezielt attackieren. Zudem hat seine Offense drastisch unter Greens Abwesenheit gelitten: Das blinde Verständnis, das für seinen einzigartigen Stil ohne viel Pick'n'Roll nötig ist, fehlt. "Wir verlangen ihm gerade zu viel ab", erklärte Kerr. Currys Dreierqupote ist auf unter 40 Prozent gefallen, im Januar steht sie bei nur noch 31 Prozent.
  • Mentalität: "Einer der Coaches hat gesagt, dass wir das ruhigste Team aller Zeiten sind", verriet Kerr auf der Pressekonferenz nach dem Pelicans-Spiel: "Ohne Draymond und Chris haben wir eine sehr leise Gruppe. Wir brauchen Spieler, die die Truppen sammeln können." Der "Championship-Swagger" ist verschwunden - aber ob ein Draymond Green allein ausreicht, um das Blatt zu wenden, ist alles andere als sicher."
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Golden State Warriors: Die Stärken vergangener Tage funktionieren nicht mehr

Die üblichen Schwächen der letzten Jahre sind weiterhin vorhanden: Umgerechnet auf die gespielten Minuten sind die Warriors das mit Abstand kleinste Team der Liga. Zwar schlagen sie sich im Rebounding insgesamt gut (51,8 Prozent bedeuten Platz vier), aber sie haben Probleme, die Zone zu verteidigen. Sie werfen den Ball immer noch zu oft weg (Platz 24 in Turnover Ratio) und foulen zu viel (Platz 26 bei zugelassenen Freiwürfen). Nur drei Teams lassen mehr Punkte nach Ballverlusten zu (18,4).

In der Vergangenheit konnte man gegnerische Stars durch individuell starke Verteidiger (v.a. Thompson und Green) noch einigermaßen an die Kette legen und die Größennachteile durch exzellentes Shooting ausgleichen. Und dann gab es noch die Starting Five, die so oft spätestens im dritten Viertel dominierte, Spiele aber auch in den Schlussminuten nach Hause bringen konnte.

All diese Vorteile sind weg. Im Defensive Rating (116,9, Rang 23) war man in der letzten Dekade nur im Tank-Jahr 2019/20 schlechter. Eine Dreierquote von 36,7 Prozent ist ligaweit nur Mittelmaß (Platz 15), und weil Kerr kein einziges wirkliches zuverlässiges Lineup zur Verfügung steht - Verletzungen und Ausfälle haben in dieser Hinsicht nicht geholfen -, ist keine Führung wirklich sicher. Blowouts gibt es schon gar keine: Kein anderes Team muss so viele enge Spiele in den Schlussminuten spielen wie die Golden State, hier ist man sogar auf Rekordkurs.

Dass es so nicht weitergehen kann, ist allen Beteiligten klar. Doch welche Möglichkeiten gibt es?

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Golden State Warriors: Draymond Green als Hoffnungsträger?

Am meisten Grund zur Hoffnung gibt sicherlich die Rückkehr von Draymond Green. Für die Warriors steht ein Road Trip mit vier Auswärtsspielen an, im Laufe dieser Woche könnte der 33-Jährige zurückkehren. Der ehemalige Defensive Player of the Year würde die Verteidigung mit Sicherheit stärken, Curry besser machen und dem Team einen lautstarken Führungsspieler zurückgeben. Zudem will er selbst sich von nun an am Riemen reißen, schließlich weiß er um seine kurze Leine: "Ich habe das Team und die Organisation schon genug gekostet."

Die Frage ist: Reicht Draymond allein für den Umschwung? Und in dieser Hinsicht sind Zweifel absolut erlaubt. Mit ihm wurden von 21 Spielen zehn gewonnen, ohne ihn steht das Team bei 7-9 - ein großer Unterschied ist das nicht. Einen großen Einfluss auf das plus/minus des Teams hat er nicht, und seine Gegner treffen gegen ihn so gut wie noch nie in der Kerr-Ära (44,5 Prozent mit Green als nächstem Verteidiger).

Hinter Green sieht es dünn aus: Defensiv-Ass Gary Payton II ist ständig verletzt, durch den Ausfall von CP3 ist die Guard-Rotation zusätzlich negativ beeinflusst. Gute Verteidiger sucht man hier vergebens. Also einfach größere Lineups, etwa mit Kuminga und Wiggins? Das hat Kerr bereits versucht - es war ein Desaster. Ohnehin stehen mit Green und einem weiteren Big schon zwei Non-Shooter auf dem Court. Und ein "Death Lineup" mit Draymond als Center lässt sich aufgrund der schwachen Defense kaum noch rechtfertigen.

Eigentlich bleibt Kerr mit diesem Kader nur noch ein klarer Schnitt, um das Team wachzurütteln: Thompson und Looney auf die Bank, vielleicht sogar Green als Sixth Man. Stattdessen eine Starting Five mit Curry, Moody, Kuminga, Jackson-Davis als Center und einem weiteren Shooter. Alles oder nichts.

Dass Kerr dazu die Chuzpe hat, ist allerdings kaum vorstellbar. Zu loyal ist er gegenüber dem Championship-Kern des Teams, noch träumt er von einem gemeinsamen Ritt in den Sonnenuntergang. Könnten die Pleiten der letzten Tage etwas daran geändert haben? Zumindest verbal könnte er etwas lauter werden, das kündigte er am Donnerstag an: "Ich versuche sie zu ermutigen, aber das muss sich vielleicht irgendwann ändern. So können wir nicht weitermachen. Vielleicht braucht es eine andere Taktik."

draymond-kuminga
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Golden State Warriors: Was passiert vor der Trade Deadline?

Könnte ein Trade die Saison der Warriors retten? Hilfe von außen? Ziemlich genau vier Wochen bleiben bis zur Trade Deadline am 8. Februar. Die Erstrundenpicks von 2024 und 2030 sind weg, General Manager Mike Dunleavy Jr. hätte aber noch einige Möglichkeiten, sollte man die Zukunft verpfänden wollen, um noch einen Star zu holen (First-Rounder 2026 und 2028, dazu Pick-Swaps).

Die Baustellen sind wie erwähnt zahlreich: Es braucht Shooting, Playmaking im Backcourt und einen 1A-Verteidiger, den man gegen gegnerische Superstars stellen kann.

Wäre das zu haben? Ein Name, der immer wieder genannt wird, ist Pascal Siakam von den Toronto Raptors (Vertrag läuft aus). Die haben mit dem Trade von OG Anunoby bereits signalisiert, dass dort endlich ein Rebuild anstehen könnte. Laut Anthony Slater von The Athletic soll es bereits Gespräche über einen Trade des 29-Jährigen gegeben haben: "Toronto ist motiviert, vor der Deadline noch etwas zu machen, das scheint klar." Siakam wäre ein Scorer und ordentlicher Verteidiger auf dem Flügel, würde das Shooting des Teams aber weiter kompromittieren (unter 31 Prozent Dreierquote diese Saison).

Laut Slater sind die Warriors auch ein Kandidat für Dejounte Murray von den Atlanta Hawks. Atlanta geht es ähnlich wie den Raptors, das Experiment mit Murray und Trae Young im Backcourt könnte sich dem Ende zuneigen. Der 27-Jährige ist groß (1,96 Meter) und könnte Curry in puncto Scoring und Ballhandling entlasten. Diese Saison trifft er gute 38 Prozent seiner Dreier. Aber das würde bedeuten, dass Klay seinen Platz neben Curry räumen müsste.

Womit wir bei möglichen Trade-Kandidaten wären, schließlich müssen die Warriors nicht nur Picks mitschicken, sondern auch die passenden Gehälter. Looney (Jahresgehalt 7,5 Mio.) wäre ein Kandidat, durch Jackson-Davis' Aufstieg ist er entbehrlich geworden. Dazu kommt der Vertrag von Chris Paul (30 Mio. pro Jahr, für 24/25 nur teilweise garantiert).

Dahinter wird es kompliziert. Am liebsten würden die Dubs wohl den abgestürzten Wiggins abgeben, aber dessen Vertrag läuft bis 2027 und bringt ihm auch nach dieser Saison noch fast 79 Mio. Dollar ein (Spieleroption für 26/27). Der Kanadier ist aktuell nur noch ein Schatten seiner selbst, um ihn abzugeben, müssten die Warriors wohl eher noch einen Pick drauflegen.

Würde sich Golden State von den jungen Spielern trennen? Kuminga soll sich aufgrund seiner unregelmäßigen Spielzeit mit Kerr überworfen haben, aber der 21-Jährige ist immer noch ein großes, wenn auch rohes Talent. Er und Moody zusammen verdienen zusammen zudem gerade mal rund zehn Millionen Dollar.

Bleiben Thompsons auslaufender Vertrag - und natürlich Green. Die Trade-Spekulationen um den Hitzkopf wurden in den letzten Wochen immer lauter, zumal es ja auch ohne ihn vergleichsweise gut lief. Mittlerweile jedoch wird klar, wie sehr er dem Team fehlt, und sein Vertrag (vier Jahre/100 Mio.) ist auch kein Pappenstil. Die Krux: Um Interessenten anzulocken, müsste Draymond in den kommenden Wochen groß aufspielen - aber dann könnte ihn Golden State auch nicht entbehren.

Und Klay? Kaum vorstellbar, dass man ihn nach den großen Verdiensten der vergangenen Jahre durch die Hintertür abschiebt.

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Golden State Warriors: Das Ende einer Ära steht bevor

Was man nicht vergessen darf: Auch Steve Kerrs Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Der 58-Jährige wirkt zunehmend ratlos und macht als Coach häufig nicht mehr die beste Figur. Aber auch ihn wird man keinesfalls rauswerfen.

Heißt: Der natürliche Zeitpunkt zum Umbruch ist vorgezeichnet. Gelingt diese Saison nicht mehr die Wende und die Warriors verpassen am Ende gar die Playoffs, könnte eine Ära enden: Kerr geht, Thompsons Vertrag wird nicht verlängert, vielleicht sogar ein Trade von Draymond Green (sollte Curry damit einverstanden sein). Umgekehrt spricht das gegen einen großen Cut vor der Trade Deadline.

Unsere Prognose: Zunächst einmal wird die Franchise abwarten, ob Greens Rückkehr tatsächlich die Wende bringen und das Team neu beleben kann. Anschließend wird man versuchen, CP3 und Salary Filler im Verbund mit einem oder zwei Picks für einen weiteren Star abzugeben, darüber hinaus noch einen oder zwei kleinere Moves (Wiggins wird man kaum loswerden können). Irgendwie noch in die Playoffs kommen und dem Championship Core vergangener Tage einen gebührenden Abschied verschaffen.

Mehr dürfte beim besten Willen kaum drin sein.

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