Alle Fans der Dallas Mavericks mussten sich zu Beginn verwundert die Augen reiben: Was ist da los? Die Mavs wurden von den Grizzlies in der Anfangsphase förmlich zerlegt. Ein Rückstand von 20 Punkten nach nur elf Minuten spricht Bände. Und das obwohl die Spieler um Rudy Gay ihr siebtes Spiel in neun Tagen absolviert hatten.
"So etwas passiert, wenn sich ein Team abmüht und das andere Team gut trifft. Dann kann es schnell gehen", meint Dallas-Star Dirk Nowitzki nach der Partie. Und weiter: "Wir waren nach nur einem Herzschlag 20 Punkte in Rückstand. Manchmal ist es nicht das Schlimmste, wenn man schnell zurückliegt, weil man dann noch viel Zeit hat um, sich wieder ins Spiel zu kämpfen - und das haben wir getan. Ich bin stolz auf die Jungs und wie wir gekämpft haben. Aber das hat nicht gereicht."
In diesem so wichtigen Spiel um die Playoffs gingen die Grizzlies mit breiter Brust in die Partie. Schließlich schlugen die Spieler aus Memphis den Zweiten der letzten Saison, die Miami Heat, beeindruckend mit 97:82. Und das zeigte sich auch von Beginn an. Dallas wirkte verwirrt und wusste mit dem eigenen Spiel nichts anzufangen. Das sah man besonders in der Offense.
"Oh Mann, das ist frustrierend in allen Aspekten", so Shawn Marion. "Ich dachte, dass wir am Anfang eine gute Defense spielen und den Korb einfach nicht treffen. Es war so, dass alles, was falsch laufen kann, falsch gelaufen ist", so der Forward weiter.
Ein erstes Quarter zum Vergessen
Memphis erspielte sich vom Start weg eine 8:0-Führung und baute diese sogar bis auf 19:5 aus. Das erste Viertel endete dann 29:10. Enttäuschung bei den Mavs, die sich viel für dieses Spiel vorgenommen hatten. Trainer Rick Carlisle weiß nicht so recht, woran es gelegen hat: "Im ersten Quarter hatten wir durchaus gute Würfe. Aber die sind einfach nicht reingegangen. Wir hatten sogar einmal eine Trefferquote von zehn Prozent. Die Jungs haben aber weiter gekämpft und das ganze Spiel gut verteidigt und die Rebounds geholt. Wir haben den Gegner am Brett dominiert, das sagt einiges."
Die beiden entscheidenden Männer bei den Memphis Grizzlies waren in der ersten Hälfte ohne Frage Rudy Gay (25 Punkte, 5 Rebounds) und Zach Randolph (15 Punkte, 11 Rebounds). Die beiden Forwards waren von Dallas kaum zu stoppen. Mit dem Buzzer zur Halbzeit versenkte Randolph dann noch einen Dreier. "Wir kamen mit viel Tempo in die Partie, machten die Körbe und haben sie gestoppt. Sie haben jede Menge daneben geworfen am Anfang", so Randolph zur Anfangsphase.
Die Zahlen sind erschreckend: Dallas hat im ersten Quarter lediglich zwei von 15 Würfen versenkt. Und auch Nowitzki (17 Punkte, 8 Rebounds) war bis zur Halbzeit völlig abgetaucht. Alle seine fünf Würfe verfehlten ihr Ziel.
Im 3. Viertel wacht Dallas auf
Nach der Halbzeit drehten die Mavs allerdings auf. Sie führten im dritten Viertel zwischenzeitlich mit 23:13. Guard Cater vollendete per Dreier und brachte Nowitzki und Co. wieder zurück ins Spiel. Plötzlich stand es nur noch 63:62 für die Grizzlies. Nun merkte man Memphis kurzzeitig die Müdigkeit an. Sieben Spiele in neun Tagen sind schon eine Hausnummer.
Doch gerade als Dallas drauf und dran war das Spiel zu drehen, schlugen die Grizzlies zurück und zogen mit 72:67 davon. Der Grund dafür waren die häufigen und teilweise haarsträubenden Turnovers. "Die ganzen Turnovers haben uns das Genick gebrochen. Daraus haben sie stark profitiert und deswegen haben sie gewonnen", so Shawn Marion selbstkritisch. Und auch Dirk Nowitzki leistete sich nach seinem spielentscheidenden Fehlpass im letzten Spiel einige grobe Schnitzer.
"Wir hatten noch einige Chancen am Ende. Aber die Turnovers haben uns schwer getroffen. Ich selbst hatte gleich zwei davon in den letzten Minuten", sagt der Deutsche.
Ein entscheidender Spieler für die Memphis Grizzlies war in der zweiten Hälfte Gilbert Arenas (14 Punkte, 1 Rebound). Der Guard traf oft per Dreier und hielt Dallas so auf Distanz. In nur 17 Minuten erzielte Arenas 14 Punkte - immerhin zwei Punkte mehr als Marion bei den Mavs (der doppelt so lange auf dem Court stand).
Mike Conley kann da nur scherzend zugeben: "Er ist wie eine Figur in einem Video-Spiel. Es geht einfach automatisch. Es macht Spaß, ihm beim Werfen zuzuschauen - und genau das haben wir gebraucht."
Was passiert mit Odom?
Spaß gemacht hat dieses Spiel Lamar Odom weniger. Auf den Forward hatte man große Hoffnungen gesetzt - die er ebenso groß enttäuscht bislang. Gegen die Grizzlies durfte Odom nur vier Minuten mitspielen. "Freitag durfte ich nicht lange spielen, heute ebenso. Wenigstens gibt es in dieser Sache ein bisschen Konstanz", sagt der Ex-Lakers-Spieler zähneknirschend nach der Partie.
Sowohl Coach Carlisle als auch Nowitzki verweigerten die Aussage als sie nach Odom gefragt wurden. Und die Antwort auf die Frage, wie seine Zukunft aussehe, wirkt schon beinahe hilflos: "Ich kann sie nicht lesen. Es ist, wie es ist. Was soll ich machen? Der Trainer hat immer recht."
Dallas: Die Playoffs sind in Gefahr
Hilflos rutscht Dallas auch weiter in der Tabelle runter. Durch die zweite Niederlage in Folge stürzen die Mavs auf Platz acht der Western Conference ab. Damit stehen Nowitzki und Co. noch knapp vor den Denver Nuggets (30-26) und auch die Phoenix Suns (29-27) sind in Reichweite. Ein Abrutschen auf den neunten Rang und damit ein Verpassen der Playoffs wäre eine Katastrophe.
"Wir sind jetzt Achter oder Neunter - wir müssen kämpfen. Wir müssen jetzt ein paar Spiele gewinnen", weiß auch Dirk Nowitzki. Marion meint, dass Dallas noch alles selbst in der Hand habe und man das Spiel durch eigene Fehler und nicht wegen der Stärke des Gegners verloren habe.
"Sie haben hart gespielt. Aber wenn wir so gespielt hätten, wie wir es können, hätten wir dieses Spiel nach Hause gebracht. Ich will nichts runter reden. Aber diese Niederlage geht auf uns und nicht so sehr auf den Gegner", so der Forward.
Aber wie geht es weiter? Die Mavs haben jetzt zwei Spiele in Folge und drei aus vier seit ihrem Sieg gegen Oklahoma verloren. Dazu haben sie von den letzten neun Spielen in der regulären Saison satte acht Auswärtsspiele.
Aber Nowitzki weiß, wie es Dallas in die Playoffs schafft: "Es geht nicht, wenn es nur ein Spieler will. Es geht nicht, wenn es nur zwei Spieler wollen. Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir es zusammen wollen und jeder muss auf einem hohen Level spielen. Das ist der einzige Weg."
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