NFL

"Böhringer? 6. Runde, Chiefs!"

Moritz Böhringer beeindruckte bei seinem Pro Day und hatte anschließend mehrere Team-Visits
© NFL
Cookie-Einstellungen

These: Rams und Eagles gehen teuer hoch - und haben Recht damit.

MySPOX-User maschemist: Wenn man überzeugt ist, einen Franchise Quarterback zu bekommen, ist jeder Trade richtig - dabei ist es fast schon egal, was man abgeben muss. Ob die Entscheidungen der Rams und Eagles hochzutraden richtig waren, hängt entsprechend davon ab, ob sich Goff und Wentz zu Franchise Quarterbacks entwickeln - immer vorausgesetzt, dass die beiden auch ausgewählt werden. Aus meiner Sicht sind aber bei beiden Spielern zu viele Fragezeichen vorhanden, um ein so großes Risiko einzugehen. Goff hat nicht den kräftigsten Wurfarm und auch wenn er unter Druck in der Pocket ruhig bleibt, hatte ich bei ihm das Gefühl, dass er zu oft den Druck gar nicht erst wahrgenommen hat, was zu vielen unnötigen Sacks führte. Wentz kommt "nur" aus einer schwächeren College Division und muss insgesamt noch an seinen Grundlagen arbeiten. Seine Passgenauigkeit ist inkonstant - gerade unter Druck - und seine Offensive Line hat ihm regelmäßig viel Zeit zum Werfen gegeben, die er oft auch gebraucht hat, um einen offenen Receiver zu finden. Auch wenn beide das Zeug zum Franchise Quarterback haben, sind sie bei weitem nicht so gute Prospects wie Jameis Winston und Marcus Mariota im letzten Jahr.

Adrian Franke (SPOX): Bei deinem generellen Argument zum Einstieg bin ich voll und ganz bei dir: Wenn man tatsächlich den Franchise-Quarterback bekommt, ist der Draft-Pick-Preis nahezu irrelevant - jedenfalls habe ich im ersten Jahr von Robert Griffin III wenig Kritik gegenüber dem Mega-Trade der Redskins vernommen. Leider hat keiner von uns eine zuverlässige Glaskugel, aber ich bin da fast noch deutlicher als du. Für mich ist, Stand heute, der Preis für zwei durchschnittliche Quarterback-Prospects (zum Zeitpunkt des Drafts klar hinter Winston, Mariota, Bridgewater, RG3 oder gar Luck, um einige der letzten Jahre zu nennen) viel zu hoch, einfach weil es nach Verzweiflung riecht. Goff und Wentz sehe ich persönlich vom Talent her beide eher in Richtung zweite Runde. Sie sind Projekte, die Schwächen hast du ja ausführlich und für mich korrekt aufgelistet. Wer keinen Franchise-QB hat, ist immer auf der Suche, das ist mir schon klar. Aber ich befürchte, gerade die Rams, bei denen der Rookie-QB wohl ohne Top-Receiver und hinter einer durchschnittlichen O-Line direkt starten wird, werden diesen Trade bereuen.

Marcus Blumberg (SPOX): Da muss ich dir widersprechen, Adrian! Im Fall der Rams macht der Herschel-Walker-Gedächtnis-Trade in meinen Augen nämlich Sinn, denn es ist ihre erste Saison in Los Angeles und sie wollten wohl Aufmerksamkeit. Von Jared Goff - er wird der erste Pick - kann man halten, was man will - aber er ist wohl der beste QB im Draft und Quarterbacks sind es, die in der NFL den Ausschlagen geben, ob ein Team gewinnt oder nicht. So läuft diese Liga nun mal. Zudem spielte er für Cal und ist damit ein Local Hero, was sicher nicht der schlechteste Weg ist, seinen Einstand in L.A. zu feiern. Was aber die Eagles angeht, darf man den Trade nach oben durchaus hinterfragen. Sie werden sicherlich Carson Wentz ziehen, denn außer für einen QB muss man nicht einen so hohen Preis zahlen. Und hier liegt das Problem: Außer dem jetzt verärgerten Sam Bradford wird man kurzfristig wohl keinen Ertrag aus dem Deal erzielen. Und Wentz ist jetzt niemand, der sofort starten müsste. Insofern hat Philly vielleicht einen zu hohen Preis gezahlt.

Die Draft-Needs der 32 Teams: Ran an die Problemzonen

Stefan Petri (SPOX): Da gebe ich dir vollkommen Recht, Blumi. Für mich riecht der Rams-Trade weniger nach sportlichem Kalkül, auch wenn ihres QBs im letzten Jahr grauenhaft waren. Aber ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage: Ohne den Umzug nach L.A. hätte es den Trade nicht gegeben. Das Team braucht Schlagzeilen, es braucht Relevanz, es braucht Fans - sonst sitzen auf den Rängen plötzlich immer 50 Prozent gegnerische Fans. Und das generiert eben nur ein potenzieller Franchise-Quarterback. Es muss nicht schiefgehen, schließlich wird der neue Mann von einer ziemlich guten Defense unterstützt. Trotzdem für mich keine reine sportliche Entscheidung und deshalb zwar nachvollziehbar, aber eigentlich zu teuer. Philly will auf Teufel komm raus die Reste der Chip-Kelly-Ära loswerden und hat durch den Trade Bradford verbrannt, dessen Preis ist jetzt natürlich auch im Keller. Andererseits: Gibt man den vorher ab, sind die Vorzeichen klar und der Trade wird noch teurer. Da bin ich gespalten.