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NFL Third and Long Week 10: Bradys Probleme, die Colts-Offense - und das MVP-Rennen

Tom Brady und die New England Patriots haben in Tennessee verloren.
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MVP und Co., Wildcard-Teams, Prescott, Russell Wilson - eure Fragen

Jonas Barthel: Wer ist dein Favorit für MVP, DPOY, OROY, DROY?

MVP: Abgesehen von Brees und Mahomes sollte niemand ernsthaft in dieser Diskussion sein, und ich gebe Mahomes den Zuschlag. Beide Quarterbacks spielen in herausragenden Schemes mit Elite-Waffen und sehr guten (Brees) bis guten (Mahomes) Offensive Lines jeweils eine sensationelle Saison. In meinen Augen ist das, was Mahomes macht, aber noch schwieriger umzusetzen. Mahomes arbeitet mit einem deutlich vertikaleren Passspiel und ist mit seiner Athletik und Präzision außerhalb der Pocket eindeutig mehr gefordert.

DPOY: Aaron Donald. So gut Spieler wie Danielle Hunter oder auch Chandler Jones (wieder) spielen - Donald ist in einer eigenen Liga. Dazu gleich noch mehr.

OROY: Bis vor einigen Wochen hätte ich hier noch als Standard-Pick Saquon Barkley rein geschrieben; nicht gerade kreativ, aber bei aller Kritik an dem Draft-Pick konzeptuell betrachtet muss man auch sagen: Barkley spielt angesichts der Umstände eine gute Saison. Inzwischen bin ich aber so weit, umzudenken und Baker Mayfield zu meinem Favoriten zu machen. Er spielt natürlich die viel komplexere und wichtigere Position, und hat dabei jetzt mehrere gute bis sehr gute Partien auf dem Konto - mit dem jüngsten Spiel gegen Atlanta als Highlight. Wenn sich die Browns-Offense so weiter entwickelt, wie es sich seit dem Coordinator-Tausch andeutet, dann glaube ich, dass sich Mayfield den Award in der zweiten Saisonhälfte sichert.

DROY: Hier sollte es keine allzu große Diskussion geben. Bradley Chubb hatte jetzt mehrere gute Spiele, Jaire Alexander in Green Bay gefällt mir richtig gut, Leighton Vander Esch findet seinen Rhythmus immer besser. Aber hier kann ich keinen anderen als Derwin James nennen. Der wird nicht nur genauso flexibel eingesetzt wie man es anhand seines College-Tapes gehofft hatte - er ist auch richtig gut, egal wo er spielt. Als Safety, als Corner, als Blitzer, als Linebacker: James ist der beste Defensive Rookie und auf dem Weg, ganz schnell einer der besten Verteidiger generell zu werden.

dakofla: Quarterbacks mal außen vor gelassen: Wer ist dein Non-QB-MVP der bisherigen Saison?

Aaron Donald. Offensiv ist der statistisch spektakulärste Spieler natürlich Todd Gurley, und wahrscheinlich würden viele ihn hier auch nennen. Aber schaut euch das Tape an und achtet darauf, gegen wie viele "leichte" Boxes und durch welch große Lücken Gurley läuft. Ja, er ist auch ein Faktor im Passing Game - aber unter dem Strich ist seine Saison für mich zu einem gewaltigen Teil ein Produkt des Schemes. Man könnte diverse andere Running Backs in dieses Scheme setzen, und sie hätten nicht unähnliche Zahlen, davon bin ich überzeugt.

Donald dagegen? Das ist eine komplett andere Geschichte. Als Interior Lineman ist er der dominanteste Pass-Rusher dieser Saison, und das mit weitem Abstand. Keiner hat ansatzweise so viele Quarterback-Pressures wie Donald, der schon jetzt seinen persönlichen Saison-Sack-Bestwert überboten hat. Donald ist unfassbar explosiv und agil und in einer insgesamt anfälligen Rams-Defense DER Spieler für die Big Plays, die diese Defense braucht und der unabhängig vom Scheme dominiert.

Andere Kandidaten in dieser Verlosung: Michael Thomas und Tyreek Hill.

Keven Schultchen: Welches der Teams "in the Hunt" siehst du in der Wildcard?

In der AFC ist eine Wildcard für mich ganz klar - die Chargers oder die Chiefs, je nachdem, wer die Division am Ende nicht gewinnt, werden eines der beiden Tickets bekommen. Das andere ist komplett offen. Die Titans sind ein heißer Tipp, wenn die mal ihre Passing-Offense konstant aufs Feld bekommen würden. Die Defense jedenfalls ist eine der gefährlichsten.

Die Bengals fallen gerade ein bisschen auseinander, genau wie die Ravens-Offense und Miami sehe ich am Saisonende auch nicht mehr da oben. Ich tippe Stand heute auf Tennessee; stolpern die Titans aber weiter durch die Saison, dann gibt's eine Überraschung und die Colts kommen rein!

Und in der NFC? Die Panthers scheinen mir auch mit dem Debakel in Pittsburgh im Hinterkopf noch immer stark genug, um sich eine Wildcard zu sichern. Die andere geht an die NFC North; die Vikings sind und bleiben mein Tipp auf den Division-Sieg und ich vertraue Chicagos Passing Game noch immer nicht wirklich, weshalb ich sage: die Packers fangen Chicago für die zweite Wildcard ab!

Enforcer: Das Play-Calling der Seahawks und dass man eigentlich kein Vertrauen hat, das Spiel in die Hände von Russell Wilson zu legen - wird es nach der Saison heißen: Wilson oder Pete Carroll?

Ganz so drastisch sehe ich es nicht. Ich glaube eher, dass das Carrolls Philosophie von einem Team ist, als dass es mangelndes Vertrauen in Wilson ist: mit dem Run Game und dann der Defense dominieren, Possessions für den Gegner limitieren und selbst den Spielfluss kontrollieren. Am ehesten kann man sagen, dass dieser Ansatz in der heutigen NFL nicht mehr funktioniert, und das Rams-Spiel war ja das beste Beispiel dafür.

Beide Teams hatten Big Plays im Run Game, doch während bei den Rams die Run- und die Pass-Play-Designs eng miteinander verknüpft sind und das eine Basis für das generelle offensive Scheme ist, ist Seattle viel sturer in seinem Ansatz. Die Seahawks sind eine Running-Offense in einer Passing-Liga.

Das sehe ich als das zentrale Thema sein. Pete Carroll und sein Trainerstab leisten gute Arbeit, das sieht man bei den jungen Defensive Backs, das sieht man bei der Offensive Line. Aber vielleicht ist Carrolls alles übergreifender Ansatz nicht mehr zeitgemäß. Die Frage muss man sich in Seattle stellen.

Taufeger: Dak Prescott - im Rookie-Jahr überragend, jetzt das zweite Jahr in Folge recht mittelmäßig. Woran liegt es? Coaching? Fehlende Entwicklung von Dak? War es nur ein Überraschungseffekt?

Prescotts Entwicklung ist wirklich ein sehr ungewöhnlicher Weg bislang - gerade bei Quarterbacks ist es extrem selten dass die Rookie-Saison sein bestes Jahr ist, und er danach erst einmal nachlässt. Das macht seine Bewertung mit Blick auf einen möglichen neuen Vertrag auch so spannend, denn individuell bewertbare Dinge wie Pocket-Verhalten und Accuracy, die er in seiner ersten Saison fraglos an den Tag legte, wirken verschlechtert - was nicht passieren sollte.

Einige Punkte kann man festhalten: Prescott hat seine Accuracy-Breakdowns; wenn er ungenau ist, dann kommt der Ball teilweise auch richtig schlecht. Und Prescott ist kein Quarterback, der eine Offense alleine trägt, zumindest noch nicht. Er braucht Hilfe über das Scheme, über die Receiver und über die Line - vergleichbar etwa mit einem Andy Dalton.

Dieses Jahr ist auffällig, welch enorme Probleme er mit Pressure hat, was zumindest in Teilen auf die Scheme-Frage zurückkommt. Prescott sollte in einer Offense spielen, die auf Spread-Formationen sowie auf ein ausgeprägtes Rollout-Play-Action-Passspiel aufgebaut ist, und auch ein prägendes Option-Element mitbringt. Die Cowboys haben das nur teilweise, Amari Cooper hatte definitiv schon einen positiven Effekt. Aber Dallas muss ihm die Reads wieder klarer machen; das funktioniert vor allem über Run Pass Options, Play Action und ein effizientes Kombinieren der Run- und Pass-Formationen.

Die gute Nachricht für die Cowboys ist, dass sich Prescott aus sauberer Pocket stabilisiert hat, letztlich ist das meine Prognose: Prescott mag nie ein konstanter Top-5-, vielleicht sogar Top-10-Quarterback werden. Aber er bringt sehr viele Bausteine mit, um ein guter Game Manager zu werden, so lange man ihn in die richtigen Umstände packt. Deshalb würde ich Stand heute auch mit Prescott verlängern - denn auch einen guten Game Manager findet man nicht einfach so.

Nirual: Denkst du, dass sich die Defenses im Laufe der Saison noch stabilisieren und eine größere Rolle spielen werden? Oder gewinnt am Ende, wer die bessere offensive Feuerkraft besitzt.

Kurze Antwort: nein. Wer diese Kolumne in den vergangenen Wochen verfolgt hat, der kennt meinen Standpunkt - es gibt dieses Jahr keine konstant dominante Elite-Defense in der NFL. Das hat natürlich viele Gründe, die sich individuell (etwa der nachlassende Pass-Rush der Jaguars, die anfälligere Secondary der Eagles oder die Linebacker-Probleme der Vikings) erklären lassen, aber es gibt auch übergreifende Themen, auf einige davon bin ich letzte Woche kurz eingegangen.

Die Quintessenz: Während Offenses über die letzten zwei, drei Jahre vor und nach dem Snap immer dynamischer und flexibler wurden, haben Defenses den gleichen Sprung noch nicht geschafft; wir sehen also aktuell viel zu häufig die gleichen Rush- und Coverage-Konzepte wie vor fünf Jahren, während Offenses schon an einem ganz anderen Punkt sind.

Gerade was Blitz-Pakete angeht, gibt es einige Teams, die sich an neue Dinge herantasten. Insbesondere mit Rush-Paketen, bei denen sich die Spieler, die Post-Snap einen Blocker zugeteilt haben, in Coverage fallen lassen, um schwer berechenbar und im Pass-Rush effizienter zu sein, während Quarterbacks den Ball immer schneller loswerden wollen. Diese Dinge werden aber noch Zeit brauchen, ehe sie in der NFL richtig ankommen. Eine Blitz-Heilung (Wortspiel nicht beabsichtigt) gibt es hier nicht.

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