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NFL Draft - Trevor Lawrence in der Analyse: Der Hype ist nur teilweise gerechtfertigt

SPOX nimmt Top-Talent Trevor Lawrence genau unter die Lupe.
© getty
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Trevor Lawrence Draft Analyse: Die Schwächen

Nach den ersten Tapes war ich ehrlicherweise leicht enttäuscht von Trevor Lawrence - was aber zweifellos auch mit dem enormen Hype zusammenhängt, der ihn begleitet.

Das ist in gewisser Weise nicht fair, umso wichtiger (und schwieriger) ist es aber, den Hype von dem zu trennen, was man tatsächlich auf dem Feld sieht.

Da gab es bei Lawrence für mich ganz konkret zwei Dinge, die mir regelmäßig negativ aufgefallen sind und die er verändern muss: Lawrence liest die Mitte des Feldes noch nicht konstant und seine Accuracy ist nicht auf dem High-End-Level Nummer-1-Quarterbacks der letzten Jahre. In der Hinsicht ist er auch nicht der beste Quarterback dieser Klasse.

Beides habe ich mir so häufig notiert, dass es weit über "der Hype ist zu viel" hinausgeht. Für die Fehler über die Mitte des Feldes - ich habe hier einige zusammengeschnitten - gibt es vielleicht sogar eine schematische Erklärung.

Clemson hat über die Mitte des Feldes gerne mit Run Pass Options agiert, wobei Lawrences schnelle Auffassungsgabe und die Power im Arm ideal eingesetzt wurden. Das würde ich auch seinem künftigen NFL-Team dringend ans Herz legen.

Eine Folge davon ist allerdings, dass er häufig nicht das ganze Feld lesen musste, sondern zumeist nur einzelne Spieler. Große Teile der Kurzpass-Offense kamen über RPOs und Screens - kein College-Quarterback hatte letztes Jahr mehr Screen-Passing-Yards als Lawrence - zustande und in beiden Fällen bekommt der Quarterback minimale Read-Aufgaben.

Und das lässt sich noch erweitern, mit den Outside isolierten Receivern bekam Lawrence meist ein klares Bild und konnte bereits Pre-Snap Matchups sehen, welche die Defense ihm dann auch nur begrenzt nach dem Snap noch wegnehmen konnte.

All das half zumindest nicht dabei, dass Lawrence ein ausgeprägtes Gefühl für die Mitte des Feldes erhalten hat. Das bedeutet nicht, dass er hier permanent daneben liegt, aber es fiel doch häufiger auf, dass er Verteidiger in diesem Bereich des Feldes schlicht komplett übersehen hat. Zu häufig, als dass man es als Zufall abtun sollte.

Trevor Lawrence: Accuracy ist keine Trumpfkarte

Zum zweiten Punkt: Lawrence ist nicht der akkurateste Quarterback in dieser Klasse und das ist definitiv erwähnenswert. Konstante Accuracy ist für mich eine der wichtigsten Eigenschaften eines Quarterbacks, denn nur ein konstant akkurater Quarterback kann auch konstant eine Offense auf hohem Level umsetzen, ohne von inkonstanten Dingen wie Big Plays gegen Pressure und Shot-Plays abhängig zu sein.

Es ist nicht unmöglich, sich in diesem Bereich noch in der NFL zu steigern: Josh Allen und Lamar Jackson wären die prominentesten Beispiele der jüngeren Vergangenheit. Und Lawrence ist hier keine Katastrophe. Aber er hat eben immer wieder mal Plays wie diesen Wurf gegen Syracuse in seinem Spiel, wo er den Wurf leicht zu hoch ansetzt. Diese Tendenz lässt sich definitiv feststellen.

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Generell lassen sich kleine Accuracy-Wackler, beispielhaft hier dieser Pass gegen Virginia, beobachten. Der Wurf erfolgt natürlich von einer alles andere als sauberen Basis, aber gerade bei solchen Pässen in die Flat ist Lawrence gelegentlich inkonstant mit seiner Accuracy.

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Lawrence hält den Ball gerne mal zu lange, das wird er in der NFL ändern müssen, manchmal will er Big Plays erzwingen und als Runner muss er noch deutlich umsichtiger laufen. Da habe ich viel zu viele viel zu harte Hits gesehen, die er auf dem nächsten Level dringend vermeiden sollte.

Aber die beiden angesprochenen Punkte müssen der zentrale Kritikpunkt bei Lawrence sein. Das werden denke ich die Dinge sein, die früh in seiner NFL-Karriere am häufigsten auffallen und die er am drastischsten reparieren muss.