24. Washington Commanders (4-4)
Ranking nach Week 4: 27.
Wäre es vermessen, zu sagen, dass diese Commanders-Saison ein wenig immer auf diesen Punkt zugesteuert hat? Dieser Punkt, an dem man schon mehrere unterhaltsame Spiele von Washington gesehen hat, mal mit gutem, mal mit schlechtem Ausgang - aber man stets den Eindruck hat, dass diese Saison nirgends so richtig hinführt. Und das würde ich nicht einmal maßgeblich mit der Verletzung von Carson Wentz begründen. Washington ist keineswegs katastrophal, insbesondere die Defensive Front hat sich deutlich gesteigert und könnte in absehbarer Zeit Chase Young zurückerhalten. Offensiv zeigt Terry McLaurin seine Klasse, Rookie-Receiver Jahan Dotson hat zumindest mal Flashes angeboten. Doch die Line ist bestenfalls solide, die Secondary anfällig, und die Quarterback-Situation nochmal wackeliger mit Taylor Heinicke auf dem Platz. So steuert die Saison auf einen Platz irgendwo im unteren Mittelfeld zu - eine Perspektive, die man Washington auch vor Saisonstart mit gutem Grund prognostizieren konnte.
23. New York Jets (5-3)
Ranking nach Week 4: 27.
Die Jets sind absolut ein Team, bei dem ich gern noch viel, viel optimistischer wäre. Die Art Team, das sich in manchen Teilen schon so anfühlt, als könnte es in die Playoffs einziehen und dort zumindest einen Favoriten kräftig ärgern, um dann im Jahr darauf so richtig anzugreifen. Aber um dieses Szenario ernsthaft zu prognostizieren, müssten wir deutlich mehr vom Quarterback erhoffen können: Zach Wilson spielt dafür zu wild, zu fehlerhaft, insbesondere unter Druck. Die Jets aktuell sind ein Team, das offensiv mit einem explosiven Run Game genügend Big Plays auflegen können muss, um dann defensiv den Sack zuzumachen - auch diese Aufgabe wurde durch die Verletzungen von Breece Hall und Alijah Vera-Tucker nochmal deutlich schwieriger. Die Defense macht jede Menge Spaß, mit der Breakout-Saison von Quinnen Williams und der fantastischen Rookie-Saison von Sauce Gardner vorneweg, und hier kann eine wirklich dominante Unit entstehen, beziehungsweise, Gang Green zeigt diese Dominanz mitunter schon jetzt. Doch wie weit kann das New York, umso mehr in der AFC, tragen, solange Wilson so spielt wie aktuell?
22. Denver Broncos (3-5)
Ranking nach Week 4: 16.
Wird der All-In-Move der Denver Broncos auf Russell Wilson - also der Trade plus der neue Vertrag - in ein paar Jahren als eine der folgenschwersten Entscheidungen einer Franchise in die NFL-Geschichtsbücher eingehen? Mit seinem Vertrag wird Wilson vorerst nirgendwohin gehen, und die nächste Frage lautet dann: Was können die Broncos - kurz- und langfristig - machen, damit sie um Wilson herum eine funktionale Offense aufbauen? Ein deutlich besseres Red-Zone-Package wäre ein guter Anfang, um zumindest die guten Drives vernünftig zu beenden. Doch die Line wird durch die Verletzung von Garett Bolles anfälliger, ohne Javonte Williams fehlt ein wichtiges Element im Run Game und solange Wilson nicht deutlich besser im Intermediate Passing Game wird, gehen der Offense derzeit strukturell die Mittel aus. Die Defense ist extrem gut, eine der zwei, drei besten Defenses dieser Saison - und das kann Denver dieses Jahr in vielen Spielen halten. Doch wenn die Offense nicht merkliche Fortschritte macht, wird selbst die beste Defense der Liga Denver nicht bis in die Playoffs schleppen können.
21. New Orleans Saints (3-5)
Ranking nach Week 4: 24.
Chris Olave ist das perfekte Beispiel dafür, warum derart aggressive Trades wie der der Saints so ein gewaltiges Risiko darstellen - und warum es nur selten ratsam ist, zukünftige Erstrunden-Picks weg zu traden. Denn Olave ist keineswegs ein Bust, ganz im Gegenteil - er ist in meinen Augen der beste Rookie-Receiver dieser Saison bislang, und hat sich schnell als Nummer-1-Receiver in New Orleans etabliert. Er ist schon so ein guter Route-Runner, so spielintelligent - und konstant offen. Aber selbst damit kann er kaum den Value all der Picks wieder einspielen, welche die Saints investiert haben, um ihn zu bekommen - angefangen eben mit dem Erstrunden-Pick 2023, der sehr gut ein Top-10-Pick werden könnte. Denn die Saints als Team bleiben bislang hinter den Erwartungen zurück: Die Defensive Front ist ein gutes Stück von der Physis und der generellen Dominanz entfernt, welche New Orleans auf der Seite des Balls über Jahre ausgezeichnet hat - war das Spiel gegen Las Vegas der Anfang der Trendwende, oder doch nur dem Matchup geschuldet? Die Secondary ist ohne Gardner-Johnson und Spielern wie Marcus Williams und Malcolm Jenkins nicht mehr in der Lage, ihre bevorzugte Man Coverage wie gewohnt zu spielen. Und so bräuchte es mehr von der Offense, die sich angesichts der Umstände sogar gut schlägt, aber die mit der Offensive Line an Grenzen stößt, genau wie mit dem Woche für Woche dezimierten Receiving Corps. Andy Dalton macht seine Sache ordentlich und spielt besser als fast alle Quarterbacks der Teams, die hier hinter den Saints rangieren. Aber die Baustellen insgesamt sind zu groß.
20. New England Patriots (4-4)
Ranking nach Week 4: 23.
Die Patriots hatten in dieser Saison bereits kleinere Hochs und Tiefs, mit der Niederlage im Monday Night Game gegen die Bears als unbestreitbarem Tiefpunkt bis dato. Defensiv überraschen sie dabei sogar positiv, angeführt von Rookie-Cornerback Jack Jones sowie Safety Kyle Dugger, der Belichicks defensive Allzweckwaffe geworden ist. Und dennoch sehe ich, wenn ich auf die Patriots insgesamt schaue, ein Team, das in erster Linie eines ist: Durchschnitt. Die Patriots haben sich - mit Ausnahme des Bears-Spiels, in dem vor allem Justin Fields ihnen Probleme bereitete - in der Run-Defense etwas stabilisiert, die Pass-Defense ist mehr als nur solide. Offensiv funktioniert das Scheme besser als ich vor der Saison erwartet hatte, mit einem guten Run Game hinter einer rundum soliden Offensive Line. Die Receiver-Gruppe ist tief, gleichzeitig fehlt die echte Nummer 1, und Mac Jones musste, maßgeblich aufgrund des Verhaltens und der (Nicht-)Aussagen seines Head Coaches, eine Mini-Quarterback-Debatte über sich ergehen lassen. Die Patriots sind in manchen Teilen besser als gedacht, und mit Jones sehe ich offensiv auch wieder ein etwas höheres Ceiling als mit Bailey Zappe. Doch reicht das, um am Ende der Saison mehr als nur Mittelmaß zu sein?
19. Los Angeles Rams (3-4)
Ranking nach Week 4: 9.
Letztes Jahr erwischten die Rams einen perfekten Sturm. Staffords gravierende Fehler kamen in einer Phase, in der es die Rams verkraften konnten - und nicht selten rettete die Defense ihn. In den Playoffs lief Stafford dann heiß, während sowohl die Verpflichtung von Odell Beckham, als auch der Trade für Von Miller voll einschlugen und elementare Aspekte waren, ohne die es den Titel in meinen Augen nicht gegeben hätte. Dieses Jahr hat sich das Blatt gewendet: Die Probleme in der Offensive Line sind für jeden offensichtlich und haben die Offense extrem eindimensional gemacht. Zusätzlich fehlt der Speed, um Defenses vertikal zu bedrohen und Staffords Qualitäten, welche letztes Jahr aus einer guten eine Top-Offense machen konnten, kommen dadurch überhaupt nicht zur Geltung. Defensiv ist der Edge-Rush ein Problem, doch während die Rams defensiv noch immer eine solide bis gute Unit aufs Feld bringen, steht die Offense nach acht Spielen in puncto Expected Points Added pro Play auf dem letzten Platz. Mit McVay, Stafford und Kupp erwarte ich noch immer, dass sich Los Angeles zumindest etwas stabilisiert. Aber mehr als das obere Mittelfeld sehe ich dieses Jahr nicht.
18. Las Vegas Raiders (2-5)
Ranking nach Week 4: 18.
Gerade als ich bereit war, die Raiders weiter nach oben zu schreiben, oder dafür zu argumentieren, dass die Qualität besser ist als der Record, kam dieses Spiel gegen die Saints: Ein erschreckend lebloser Auftritt, in dem die Line nicht gut aussah, aber Carr auch schwächelte, wenn er Zeit hatte. Vielleicht war es ein Ausrutscher nach zuletzt positiven Trends, doch das Problem für die Raiders ist, dass der Spielraum für Ausrutscher fast aufgebraucht ist. Mit Adams als klar erkennbarem Mittelpunkt hatten die Raiders zuvor ihr vertikales Passspiel vermehrt entdeckt - und Josh Jacobs ist einer der Elite-Backs der bisherigen Saison. Die Offensive Line ist längst noch nicht repariert, das wird im Laufe dieser Saison höchstwahrscheinlich auch nicht mehr passieren, gleiches gilt auch für die Coverage. Fraglos hatten sich die Raiders von der Chandler-Jones-Verpflichtung mehr erhofft, der Pass-Rush ist aber weiterhin vor allem die Maxx-Crosby-Show. Und dennoch: Die Raiders haben offensiv genügend Feuerkraft, um in der zweiten Saisonhälfte relevant zu bleiben. Doch weitere Fehler sind dafür tabu.
17. Arizona Cardinals (3-5)
Ranking nach Week 4: 17.
Es ist unverkennbar, dass sich Arizona seit der Rückkehr von DeAndre Hopkins offensiv deutlich gesteigert hat. Arizona bewegt den Ball wieder besser, kreiert mehr Big Plays und Hopkins wurde direkt wieder Dreh- und Angelpunkt der Offense. Bitter für die Cardinals ist, dass sich parallel Marquise Brown nach einem guten Saisonstart verletzt hat, sodass die Offense auch quantitativ sehr von Hopkins abhängig ist. Die Offensive Line ist angeschlagen, Justin Pugh wird den Rest der Saison verpassen und Rodney Hudson fällt nun auch schon seit Wochen aus, auch das macht die Offense eindimensionaler. Dennoch können die Cardinals mittlerweile wieder zuverlässiger punkten, und damit halten sie zumindest gerade so ihren Platz im Mittelfeld. Denn die Defense hat sich nach einem desaströsen Start längst gefunden: Klammert man Woche 1 aus, als Arizona gegen Kansas City komplett ins offene Messer lief, haben die Cardinals nach Expected Points Added pro Play die Nummer-8-Defense. Edge-Rusher bleibt ein Thema, doch die Hoffnung in Arizona darf sein, dass die Offense mit voller Feuerkraft im finalen Saison-Drittel überraschen kann. Ähnlich wie bei den Raiders gilt aber: Weitere Ausrutscher sind verboten.