Von Jens Huiber aus der Wiener Stadthalle
Alte Faustregel im Turniertennis: Eine Qualifikant ist nur ein vermeintlich gutes Los. Natürlich - Dominic Thiem hätte auch Jo-Wilfried Tsonga oder Sam Querrey, einen seiner beiden potenziellen Zweirunden-Gegner schon zum Auftakt ziehen können. Und Richard Gasquet, der kurzfristig absagen musste, ist auch kein Unbedarfter im Tennissport.
Aber Ruben Bemelmans, den Thiem am Ende doch einigermaßen souverän mit 7:5 und 7:6 (5) besiegte, hatte sich auf den Courts in der Stadthalle schon Wettkampfbedingungen stellen müssen. Und vor allem im Qualifikationsfinale gegen Guido Pella beeindruckendes Tennis gezeigt.
Thiem vergibt in Wien zunächst vier Satzbälle
Der Unterschied von 127 Plätzen in der ATP-Weltrangliste kommt allerdings nicht von ungefähr, Dominic Thiem kann im Grunde jeden Schlag schneller und genauer spielen als der belgische Linkshänder. Der aber exzellent in die Partie fand, sich Anfang des ersten Satzes mehrere Breakmöglichkeiten erspielte. Und bei eigenem Aufschlag wenig bis nichts zuließ. Dass es nach etwas mehr als einer halben Stunde 4:4 stand, war am sogenannten "Thiemstag" in der Wiener Stadthalle nicht zwingend vorgesehen gewesen.
Was folgte, war eine Marathon-Spiel, das länger als eine Viertelstunde in Anspruch nahm. Und in dem Thiem vier Satzbälle nicht nutzen konnte. Die Nummer fünf saß dann allerdings, Bemelmans konnte seinen Aufschlag im zwölften Spiel nicht verteidigen.
Bemelmans nicht wie Querrey oder Tsonga
Thiem und Bemelmans hatten vor ihrer Begegnung in Wien noch nie gegeneinander gespielt, vom Grundsatz her ist der Belgier aber ein Spieler, der Dominic Thiem liegt: Eben nicht mit einem mörderischen Aufschlag ausgestattet wie etwa Querrey oder Tsonga, die im Match unmittelbar nach der österreichischen Nummer eins angesetzt waren.
Aber der 30-jährige Bemelmans ließ nicht locker, vor allem nicht als Aufschläger. Wieder zog der Außenseiter Spiel um Spiel nach, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Oder einen Breakball zuzulassen. Tiebreak. Das die Nummer eins von Wien mit einem eher schwachen Volley begann, sich aber sofort wieder den Punkt von Bemelmans zurückholte. Den Punkt zum 4:2 erzwang Thiem mit einem harten Passierball auf Bemelmans, dann folgten zwei Vorhandfehler des Niederösterreichers. Und eine Rückhand, die ins Aus segelte. Bemelmans lag plötzlich mit Minibreak in Führung.
Thiem glich aus. Und profierte von einer verzogenen Vorhand von Bemelmans. Der erste Matchball, und Thiem verwertete diese zur Freude der 7.500 Zuschauer in der Stadthalle. "Ein paar Sachen waren sehr gut, ein paar Sachen waren sehr schlecht", erklärte Thiem nach dem Match. Vor allem der Return müsse besser werden Aber: "Hauptsache gewonnen!".