Den Silberpfeilen droht das graue Mittelmaß

SID
Den ersten Podiumsplatz in Valencia seit sechs Jahren bezeichnet Schumacher als "Höhepunkt"
© Getty

Für Michael Schumacher ist das Glas noch halb voll. Seine dritte Saison seit seiner Rückkehr in die Formel 1 mag ein gefühlter Fortschritt sein, unter dem Strich bleibt jedoch: Mercedes ist vor dem elften Rennen am Wochenende in Ungarn nur dabei statt mittendrin. Den Silberpfeilen droht das graue Mittelmaß.

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"Wie so häufig im Leben kommt es hierbei für mich auf die Sichtweise an: Wenn man sich nur den Punktestand ansieht, sieht es nicht so gut aus, aber wer etwas genauer hinschaut und auf bestimmte Resultate achtet, erkennt, dass das Gesamtbild viel besser wirkt", sagt der Rekordweltmeister.

In der Tat schien Mercedes bis zum Frühjahr auf dem richtigen Weg. Dem ersten Silberpfeil-Sieg seit fast 57 Jahren durch Nico Rosberg im April in China folgte im Mai die Pole Position Schumachers in Monaco und der zweite Platz Rosbergs im Rennen.

Doch vor allem Schumacher verließ oftmals das Glück, durch zahlreiche Ausfälle ließ der 43-Jährige zumeist unverschuldet wertvolle Punkte liegen und kam in den ersten sieben Rennen auf nur zwei mickrige Zähler.

In der WM-Wertung belegt Schumacher nun mit 29 Punkten Platz zwölf, sechs Plätze und 47 Zähler hinter seinem Teamkollegen Rosberg. Für den sei es auch ein bisschen ernüchternd in letzter Zeit, nachdem es bis vor ein paar Wochen noch gut gewesen sei. Andere hätten mehr Fortschritte gemacht. Deshalb hofft der 27-Jährige noch vor der einmonatigen Sommerpause nach Ungarn nun aber mal wieder selbst auf einen Schritt nach vorne.

"Ein paar Höhepunkte erlebt"

Fortschritte habe das Team laut Schumacher allerdings bereits gemacht und auch "bereits ein paar Höhepunkte erlebt". Sein persönliches Highlight war dabei der erste Podiumsplatz seit sechs Jahren im Juni in Valencia. Was folgte, waren aber zwei siebte Plätze in Silverstone und Hockenheim - trotz jeweils Rang drei im Qualifying.

Dort ist Mercedes oft vorne dabei, hat die nötige Geschwindigkeit und Balance. Im Rennen war davon aber zuletzt nicht mehr viel zu sehen. "Ich habe alles gegeben, alles rausgequetscht, aber mehr war nicht drin", sagte Schumacher nach dem Rennen.

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug weiß dann auch: "Die Bilanz unserer ersten Saisonhälfte lautet in Kurzform: Etliches erreicht, aber noch Etliches zu tun." Auch der 59-Jährige sieht zunächst das Positive. "Trotz etlicher technisch bedingter Ausfälle von Michael Schumacher hat unser Team 2012 über ein Drittel mehr Punkte geholt als zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres", sagte Haug.

Nur noch fünfte Kraft

Doch ist das der Anspruch bei Mercedes? Ein Blick auf den Stand der Konstrukteurswertung dürfte dann auch Haug nicht gefallen. Dort sind die Silberpfeile hinter den großen Drei Red Bull, Ferrari und McLaren sowie Lotus mit 105 Punkten nur noch fünfte Kraft.

Und das kleine Sauber-Team steht 25 Zähler dahinter schon bereit. "Egal, wer direkt vor uns in der WM liegt. Wir werden uns immer an diesem Gegner orientieren", sagte Teamchef Peter Sauber dem Schweizer "Blick". Es müsse das Ziel sein, das Team davor anzugreifen - und das sei jetzt Mercedes.

Die haben für den eigenen Angriff in der zweiten Saisonhälfte einen neuen Aerodynamik-Chef verpflichtet. Angeblich soll Mike Elliott, früher bei Lotus, das Team verstärken. Denn laut Haug haben "die letzten beiden Rennen haben gezeigt, dass uns noch rund eine halbe Sekunde pro Runde zum Siegen gefehlt hat. Allen im Team ist das klar, und alle werden alles geben." Damit das Glas nicht nur für Schumacher halb voll ist.

Der aktuelle Stand in der Fahrerwertung

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