SPOX: Herr Saule, Sie sind als "Senior Media and Social Network Manager" bei "Gea World", einer Unternehmensberatung im Sport-Business, angestellt. In dieser Funktion betreuen Sie die Social-Media-Kanäle von Borussia Dortmunds Neuzugang Ciro Immobile. Wie sind Sie denn zu diesem Job gekommen?
Andrea Saule: Zunächst war ich Journalist. Aufgrund des instabilen Arbeitsmarkts in Italien habe ich mich vor zwei Jahren neu orientiert und in der Marketingabteilung eines Basketballteams gearbeitet. Von dort aus bin ich auf meinen aktuellen Job aufmerksam geworden.
SPOX: Wie sieht Ihr Jobprofil bei "Gea World" genau aus?
Saule: Ich bin nicht ausschließlich für Social-Media-Auftritte bestimmter Athleten zuständig. Ich arbeite in der Agentur von Ciro Immobiles Berater Alessandro Moggi für verschiedene Sportmannschaften und bin als sportlicher Berater für "Samsung" aktiv. Auch Ciros Bruder Luigi ist Teil unseres Unternehmens. Im Bereich Social Media sind wir lediglich für Ciro Immobile, Massimilliano Allegri und die Fußballschule von Federico Balzaretti tätig.
SPOX: Wie kam der Kontakt zu und die Betreuung von Immobile zustande?
Saule: Ich habe ihn das erste Mal im April getroffen. Damals war er in aller Munde und große Klubs wie Borussia Dortmund sind auf ihn aufmerksam geworden. Wir haben dann das erste Mal über eine generelle Strategie für seine Social-Media-Plattformen gesprochen. Als wir das Management für seine Seiten übernommen haben, hatte er gerade einmal 15.000 Fans bei Facebook. Momentan stehen wir bei über 400.000.
SPOX: Welchen Einfluss hat Immobile auf seine eigenen Posts?
Saule: Auf Twitter postet er alles selbst. Für Facebook fragen wir uns gemeinsam, was er beispielsweise heute getan hat oder wie seine Laune ist. Darauf muss man achten. Es kommt vor, dass Spieler vor allem nach Niederlagen zu spontan und emotional reagieren. Das muss man kontrollieren können, so dass man in solchen Fällen lieber etwas schreibt wie: "Schade, beim nächsten Mal wird's besser."
SPOX: Es fällt auf, dass auf Immobiles Kanälen viele Bilder von ihm im BVB- oder Italien-Dress zu finden sind, aber nur wenige abseits des Spielfelds. Wieso ist das so?
Saule: Das liegt zum Teil daran, dass der BVB und die italienische Nationalmannschaft jeweils über eigene Fotografen verfügen und diese den Spielern das Material kostenlos zur Verfügung stellen. Wir werden auch darum gebeten, diese Bilder mit der Öffentlichkeit zu teilen. Bei Juventus Turin ist das beispielsweise anders. Dort ist es verboten, Bilder von den Spielen zu benutzen. Grundsätzlich kommt es natürlich vor, dass wir Ciro um Posts mit Bildern abseits des Feldes bitten. Allerdings ist es auch sein Wunsch, die Privatsphäre zu wahren. Deshalb überwiegen solche Fotos nicht.
SPOX: Mussten Sie die Strategie nach Immobiles Wechsel zum BVB in irgendeiner Form anpassen?
Saule: Nein. Beim BVB muss Ciro drei Regeln befolgen. Nummer eins: Man darf keine taktischen Details ausplaudern. Nummer zwei: Nichts über Verletzungen posten. Nummer drei: Keine Fotos innerhalb der Kabine machen. Das sind die einzigen Vorgaben, die uns vom BVB gemacht wurden.
SPOX: Wie begegnen Sie dem Fakt, dass die Aufmerksamkeit für Immobile im Social-Media-Bereich seit dem Transfer stark gestiegen ist?
Saule: Aufgrund der hohen Anzahl neuer Fans aus Deutschland haben wir einen Übersetzer engagiert, der die italienischen Posts ins Deutsche übersetzt. Demnächst wird wohl auch Englisch dazukommen, um die Masse an Interessierten außerhalb von Italien und Deutschland zu bedienen.
SPOX: Wie groß ist der Einfluss von Sponsoren auf die Posts?
Saule: adidas ist Ciros Hauptsponsor. Wir setzen hin und wieder einen Post ab, der von Adidas dann auch so vorgegeben wurde. Das ist Bestandteil des Vertrags und den erfüllen wir selbstverständlich. Allerdings achten wir auch darauf, die Seite nicht mit solchen Beiträgen zu überladen.
SPOX: Suchen sich Sponsoren ihre Partner auch nach deren Auftreten in den sozialen Medien aus?
Saule: Natürlich. Lionel Messi und Cristiano Ronaldo sind ähnlich gute Fußballer, aber Ronaldo ist wesentlich offener und mitteilsamer. Das bringt ihm eine größere Anzahl bedeutender Sponsoren ein. Wir hoffen im Fall von Ciro nicht darauf, dass er der nächste Cristiano Ronaldo wird. Aber wir wollen, dass er durch eine gewisse Authentizität für Sponsoren interessant wird.
SPOX: Es zählen heutzutage also nicht mehr ausschließlich die sportlichen Leistungen, um Sponsoren anzulocken?
Saule: Längst nicht mehr. Wenn man zehn Tore am Stück schießt und eine gute Saison spielt, ist es nicht garantiert, dass man dadurch ein erhöhtes Engagement von Sponsoren auslöst. Hat man aber bereits viele Fans und Follower, steigt die Wahrscheinlichkeit dafür schon beträchtlich.
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