SPOX: Bis zuletzt steckten Sie in einem Formtief. Wie ordnen Sie selbst Ihre bisherige Saison ein?
Raffael: Bislang haben wir als Mannschaft noch nicht konstant gespielt wie in vielen der letzten Jahre. Da zähle ich mich auch selbst dazu. Ich bin nicht zufrieden damit, wie meine Saison bisher läuft. Aber ich glaube, es ist ganz normal in einer Fußballerkarriere, dass es Hoch- und Tiefphasen gibt. Wir sehen es jetzt gerade bei Cristiano Ronaldo. Er spielt in einer super Mannschaft, ist ein unglaublicher Spieler und trotzdem läuft es nicht. Wir haben einen guten Teamgeist und eine hohe Qualität. Wir müssen hart weiterarbeiten und nach vorne schauen.
SPOX: Gibt es Gründe dafür, dass Sie sich in einer der benannten Tiefphasen befinden?
Raffael: Schwer zu sagen. Ich hatte eine gute Vorbereitung, bin körperlich fit, eigentlich müsste alles passen, aber ich bringe es nicht auf den Platz. Ich vertraue jedoch darauf, dass es wieder aufwärts gehen wird.
SPOX: Was macht Sie so zuversichtlich?
Raffael: Mein Glaube.
SPOX: Glaube spielt in Ihrem Leben eine wichtige Rolle.
Raffael: Das stimmt. In Brasilien ist ein tiefer Glaube an Gott fest verankert. Das war meiner Familie und mir schon immer wichtig. Ohne Gott geht nichts. Ich danke Gott jeden Tag, dass ich auf der Welt bin, dass meine Familie auf der Welt ist, dass wir alle gesund sind. Deswegen wird auch in Zukunft alles gut werden.
SPOX: Ihre Zukunft liegt durch Ihren Vertrag noch bis 2019 in Mönchengladbach. Wenn er ausläuft, sind Sie 34 Jahre alt. Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, wie es danach weitergehen könnte?
Raffael: Noch nicht. Ich bin kein Typ, der seine Karriere so lange im Voraus planen möchte.
SPOX: Ronny spielt mittlerweile in Ihrer Heimat in Fortaleza. Wäre das für Sie auch eine Option?
Raffael: Grundsätzlich ja, aber ich weiß nicht, wie realistisch das ist. Meine Familie und ich möchten gerne in Deutschland bleiben. Wir leben schon viele Jahre hier und fühlen uns wohl. In Brasilien ist es schwieriger zu leben. Es ist ein schönes Land und unsere Heimat, aber es gibt eine hohe Kriminalität, du hast nie Ruhe, du musst immer aufpassen, wenn du auf die Straße gehst. Wenn du Kinder hast, möchtest du in diesen Verhältnissen nicht leben. Hier gehen sie in die Schule, sind sicher, alles ist gut.
SPOX: Wenn eines Ihrer Kinder auf Sie zukäme und sagen würde: 'Papa, ich will Fußballer werden." Würden Sie ihm zu- oder abraten?
Raffael: Abraten, ganz klar. (lacht) Es ist nicht immer so einfach. Natürlich geht es mir jetzt gut. Ich bin bei einem großen Verein, verdiene gutes Geld. Aber bis dahin war es ein sehr schwieriger Weg. Was ich erlebt habe, möchte ich meinen Kindern nicht unbedingt zumuten.
SPOX: Wie meinen Sie das?
Raffael: Es ist mit vielen Opfern verbunden. Man muss Familie und Freunde zurücklassen, man kann nicht normal zur Schule gehen. In Brasilien spielst du entweder Fußball oder du gehst zur Schule. Beides geht nicht. So war es zumindest damals. Ich würde meine Kinder bei allem unterstützen, aber ich wäre so ehrlich, ihnen zu sagen, dass es sehr hart werden wird.