Nikola Karabatic stand mit der Goldmedaille um den Hals wie ein großer Triumphator mit erhobenen Armen im Konfettiregen von Malmö, und die gesamte Handball-Welt verneigte sich vor ihm. "Gegen ihn ist kein Kraut gewachsen. Er hat überragend gespielt und uns immer wieder vor große Probleme gestellt", sagte der Däne Hans Lindberg von Bundesliga-Spitzenreiter HSV Hamburg nach der 35:37-Niederlage nach Verlängerung im WM-Finale gegen den alten und neuen Weltmeister Frankreich.
Karabatic war die Schlüsselfigur im Spiel der Franzosen. Der 26-Jährige glänzte als eiskalter Vollstrecker mit zehn Toren und mit sensationellen Anspielen auf seine Nebenleute. "Nikola hat ein außerirdisches Spiel gemacht", sagte der Hamburger Bertrand Gille über seinen Mitspieler.
Superstar hält dem Druck stand
Die Erwartungen an den ehemaligen Kieler Karabatic vor der WM waren gewaltig. Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Daniel Narcisse und Guillaume Gille stand der Welthandballer von 2007 mehr denn je im Team des Olympiasiegers in der Verantwortung - als Torschütze und Spielmacher. "Wenn wir Weltmeister werden wollen, muss ich ein gutes Turnier spielen - das war mir klar. Durch die Ausfälle lastete mehr Druck auf mir", sagte das Rückraum-Ass von Montpellier HB im Vorfeld des Turniers.
Diesem Druck hielt er in beeindruckender Weise stand und wurde zur Belohnung bereits vor dem Endspiel zum wertvollsten Spieler der WM gewählt. Gegen Karabatics Urgewalt fanden die Gegner kein Mittel. Wenn der Sohn einer serbischen Mutter und eines kroatischen Vaters auf die gegnerische Abwehr zustürmte, herrschten bei den Gegnern helle Aufregung und teilweise eine große Hilflosigkeit. "Seine körperliche Präsenz ist schon beeindruckend", sagte Bundestrainer Heiner Brand.
Führungsspieler Karabatic
Der Entwicklung des 1,95 m großen Topstars, der immer wieder mit dem Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen in Verbindung gebracht wird, hat auch die Rückkehr in seine Heimat nicht geschadet. Nach seiner vierjährigen Zeit beim THW Kiel mit Titeln in Champions League, Meisterschaft und Pokal kehrte er der besten Liga der Welt den Rücken und wechselte 2009 im Paket mit Vid Kavticnik für rund 1,5 Millionen Euro nach Montpellier.
Dort scheint Karabatic noch weiter gereift zu sein. Als absoluter Führungsspieler war er auf der WM-Bühne zu bewundern. Trainer Claude Onesta gönnte ihm kaum mal eine Auszeit, auch in der Abwehr stand Karabatic seinen Mann.
Nach dem vierten großen Titel nacheinander mit der Nationalmannschaft seit den Sommerspielen 2008 in Peking kündigte der französische Superstar neue Großtaten an. "Müde sind wir noch lange nicht", sagte Karabatic und verschwand nach einem Interview-Marathon in die lange Partynacht von Malmö.