Das sind die Six Nations
Wem Rugby nicht sehr geläufig ist, dem wird auch das Six Nations nicht viel sagen. Das historische Turnier, das im Dezemberg 1882 zum ersten Mal ausgetragen wurde, umfasst sechs Nationen. England, Schottland, Wales, Irland, Frankreich und Italien treten in insgesamt 15 Spielen jeweils gegeneinander an.
Für die Spieler der Mannschaften stehen deshalb an den fünf Wochenenden einige Reisen an, da das Turnier nicht an einem Ort stattfindet. Es wird stattdessen in allen sechs Ländern ausgetragen, das Heimrecht der jeweiligen Begegnungen wechselt von Jahr zu Jahr.
Die Six Nations 2017 live auf DAZN
Die Kulissen sind atemberaubend. Zwischen 51.700 und 82.000 Zuschauer passen in die jeweiligen Stadien. Das Twickenham Stadium in London fasst die meisten Zuschauer. Bei den Six Nations 2015 wurde mit 72.000 Zuschauern der höchste Zuschauerschnitt bei einem Turnier überhaupt aufgestellt.
Wie entstand das Turnier?
Zu Beginn des Turniers 1882 hatten zunächst nur vier Nationen gegeneinander gekämpft. Die so genannten Home Nations England, Irland, Schottland und Wales. Aus vier wurden mit Frankreich im Jahr 1910 fünf Mannschaften. Erst 2000 kam Italien dazu und machte aus Five Nations das heutige Six Nations.
Die Wertungen - Bonuspunkte inklusive
Bisher gab es für jeden Sieg zwei Punkte, bei einem Unentschieden teilten sich die Kontrahenten die Punkte, der Verlierer ging leer aus.
2017 gibt es die Revolution: Ähnlich wie bei den meisten anderen Rugby-Turnieren werden nun 4 Punkte für einen Sieg und 2 Punkte für ein Unentschieden vergeben. Dazu gibt es Bonuspunkte, die die Teams zum Scoren animieren sollen:
- Kommt das siegreiche Team auf vier oder mehr Tries, gibt es einen Bonuspunkt
- Kommt der Verlierer auf mindestens vier Tries oder hat er am Ende einen Rückstand von sieben oder weniger Punkten, bekommt er einen Bonuspunkt. Bei mindestens vier Tries UND sieben oder weniger Punkten Rückstand gibt es zwei Bonuspunkte.
- Bei einem Unentschieden gibt es für vier oder mehr Tries ebenfalls einen Bonuspunkt
Da so in der Theorie auch ein Team mit weniger Siegen am Ende aufgrund von Bonuspunkten an der Tabellenspitze stehen könnte, bekommt ein Team mit fünf Siegen (dem "Grand Slam") drei Zusatzpunkte.
Coach Rob Howley von Wales ist ein Freund der neuen Regeln: "Kein Zweifel, dass so die Einstellung in den letzten 20 Minuten verändert wird. Wenn man kurz vor einem Bonuspunkt steht, wird man mehr riskieren."
Was kann alles gewonnen werden?
Neben der Championship Trophy werden im Turnier noch mehr Trophäen vergeben. Die Triple Crown Trophy ist bei den Home Nations England, Irland, Schottland und Wales sehr begehrt. Sie wird der Mannschaft verliehen, die alle drei Spiele gegen die restlichen Home Nations gewonnen hat.
Der Sieger aus dem Spiel England gegen Schottland holt hingegen den Calcutta Cup. Warum Kalkutta? Der Name erklärt sich dadurch, dass die Trophäe aus geschmolzenen indischen Rupien besteht.
Der Gewinner aus dem Spiel England gegen Irland bekommt die Millenium Trophy. Der Sieger des Centenary Quaich geht aus der Partie Irland gegen Schottland hervor. Einen Schönheitspreis hat der Centenary Quaich eher nicht verdient. Er sieht noch extremer wie eine Salatschüssel aus als die Meisterschale.
Hier haben die Italiener mal wieder Stil bewiesen. Die Giuseppe Garibaldi Trophy sieht sehr nach einem Designstück aus und wird dem Sieger des Spiels Italien gegen Frankreich verliehen.
Der Wooden Spoon für den Loser
Wer zum Schluss beim Six Nations als letztes Team in der Tabelle steht, bekommt den Wooden Spoon, den hölzernen Löffel verliehen. So geht wenigstens auch das schlechteste Team nicht leer aus. Bisher konnten sich Italien und Schottland am häufigsten über diese Auszeichnung "freuen".
Amtierender Champion des Six Nations ist England. Seit es das Six Nations gibt, haben die "Roses" gemeinsam mit den Franzosen am meisten Turniersiege einfahren können: fünf Stück seit dem Jahr 2000. Noch ohne Erfolg stehen die Italiener und Schotten da.
Das sagen die Protagonisten
Irlands Head Coach Joe Schmidt äußerte sich gegenüber der BBC zuversichtlich: "Unser Ziel ist es, wieder in den Top 2 zu landen." Aber: "Das ist das engste Turnier in meinen vier Jahren als Trainer hier." Für ihn ist der Titelverteidiger Favorit: "England wird sehr hart zu schlagen sein." Allerdings waren die Roses in den letzten Monaten von Verletzungen gebeutelt.
Bei den Buchmachern sind die Engländer trotzdem favorisiert, danach kommen die Iren und Waliser. Aber auch die Franzosen rechnen sich etwas aus: "Wir haben Fortschritte gemacht", so Kapitän Giulhem Guirado. "Wir sind [in Testspielen] näher an Australien und Neuseeland herangekommen, zwei der drei besten Teams auf der Welt. Wir wollen diesen Weg weiter gehen - aber dabei auch etwas gewinnen.