Wawrinka: "Ich bin kein Superstar"

Stan Wawrinka hat in seiner Karriere bislang 8 Titel gewonnen
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Stan Wawrinka tritt zum ersten Mal in seiner Karriere bei einem Grand-Slam-Turnier als Titelverteidiger an. Vor dem Start der Australian Open in Melbourne (täglich im LIVE-TICKER) spricht der 29-jährige Schweizer über sein neues Leben als Grand-Slam-Champion, besondere Momente mit Roger Federer, sein Samuel-Beckett-Tattoo, zerstörte Schläger und seine Kindheit auf dem Bauernhof.

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SPOX: Wer an Stan Wawrinka denkt, denkt sofort an seine traumhafte Rückhand. Viele Leute sind verliebt in Ihre Rückhand, Sie eigentlich auch?

Stan Wawrinka: (lacht) Klar, ich mag meine Rückhand natürlich auch ganz gerne. Sie ist eine meiner besten Schläge. Es ist ein sehr natürlicher Schlag für mich, mit dem ich extrem viel Power erzeugen kann. Ich mag es, besonders mit der Rückhand ganz aggressiv zu werden. Entscheidend ist es immer, dass die Beinarbeit stimmt und ich die Rückhand so gut vorbereite. Wenn ich gut zu ihr stehe, dann passt sie meistens auch. Wenn John McEnroe sagt, dass ich für ihn die beste einhändige Rückhand auf der Tour habe, freut und ehrt es einen.

Australien Open: Wawrinka an vier gesetzt

SPOX: Jetzt kehren Sie an den Ort Ihres größten Erfolgs zurück. Wenn Sie an das Finale gegen Rafael Nadal zurückdenken, mit welcher Einstellung sind Sie da reingegangen? Nochmal zur Erinnerung: Ihre Bilanz gegen Rafa war davor jetzt nicht so richtig gut...

Wawrinka: (lacht) Das stimmt, wenn man gegen jemanden noch nie einen Satz gewonnen hat, kann man wohl davon sprechen, dass die Bilanz nicht so toll ist. Aber ich sag Ihnen was: Ein Finale ist einfach immer ein ganz anderes Match. Gegen Rafa war ich der große Underdog, ich hatte nichts zu verlieren. Ich wusste, dass ich mein bestes Tennis auspacken muss, dass ich explosiv sein muss und das Spiel diktieren muss, wenn ich gewinnen will. Dass ich das dann tatsächlich geschafft habe und gegen Rafa meinen ersten Grand-Slam-Titel geholt habe, war für mich eine unglaubliche Leistung. Rafa ist so ein irrer Fighter, gegen ihn musst du immer alles aus dir herausholen. Gerade ihn zu schlagen, war deshalb etwas ganz Besonderes.

SPOX: Wie hat sich Ihr Leben durch den Triumph bei den Australian Open verändert? Der Titel hat Sie zum Superstar gemacht.

Wawrinka: Ich bin kein Superstar.

SPOX: Doch. Sie sind ein Grand-Slam-Champion, die Nummer 4 der Welt.

Wawrinka: Ich sehe mich aber selbst nicht als Superstar. Es ist aber richtig, dass sich nach dem Sieg in Melbourne viele Dinge verändert haben. Ich werde viel mehr beachtet und bekomme viel mehr Aufmerksamkeit, sowohl von den Fans als auch von den Medien. Ich musste wirklich lernen, auch mal nein zu sagen. Ich bin sehr glücklich mit der Situation, in der ich mich befinde, aber ich muss mich in erster Linie auf mein Tennis fokussieren. Ich muss genügend Zeit zum Training haben, auch für meine Familie und zum Relaxen. Schön ist es natürlich auch, wenn man durch so einen Erfolg noch interessanter für Sponsoren wird. Mein Manager Lawrence Frankopan hat einen super Job gemacht und einige Deals für mich an Land gezogen, ich bin stolz, so viele tolle Partner zu haben.

SPOX: Der Australian-Open-Titel Anfang des Jahres, der Davis-Cup-Erfolg Ende des Jahres. Das Jahr 2014 hätte für Sie kaum besser verlaufen können. Wie sehr hat Ihnen der Grand-Slam-Sieg auch auf dem Weg zum Davis Cup geholfen?

Wawrinka: Sehr viel. Ich habe in diesem Jahr so viele wichtige Matches gespielt. Ich habe dadurch gelernt, meine Emotionen und die Nervosität zu kontrollieren. Jeder kann sich vorstellen, wie speziell dieser Sieg für Roger und mich war.

SPOX: Sie haben eine besondere Beziehung zu Roger. Sie haben nicht nur jetzt den Davis Cup gemeinsam in die Schweiz geholt, sie haben auch in Peking gemeinsam Olympia-Gold im Doppel gewonnen. Was schießt Ihnen in den Kopf, wenn Sie an den Matchball gegen Aspelin/Johansson denken?

Wawrinka: Diese Olympischen Spiele waren so eine großartige Erfahrung. Ich habe sie so genossen. Roger und ich haben viel Zeit miteinander verbracht und hatten so viel Spaß. Ich hab den Matchball noch genau vor mir, wie wir auf dem Platz gefeiert haben. Was für ein unglaublicher Moment! Wir haben es ja nicht so oft, dass wir Erfolge als Team feiern können. Diesen Moment mit Roger zu teilen, war fantastisch.

SPOX: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Roger beschreiben?

Wawrinka: Auf der einen Seite ist Roger für mich der größte Spieler aller Zeiten. Es ist Wahnsinn, was er alles in seiner Karriere erreicht hat und was er immer noch erreicht. Er ist so ein großartiger Botschafter für die Sportart Tennis. Und auf der anderen Seite ist er auch ein großartiger Freund. Als ich auf die Tour kam, war er schon einige Jahre dabei. Er hat mir immer geholfen und Tipps gegeben. Wir vertrauen uns und haben wirklich ein tolles Verhältnis. Durch den Davis Cup hatten wir im letzten Jahr die Chance, noch mehr Zeit miteinander zu verbringen.

Seite 1: Wawrinka über seine Rückhand, sein Leben als Champ und Roger Federer

Seite 2: Wawrinka über zerstörte Racquets, sein Beckett-Tattoo und Traktor fahren

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