MLB

Endstation Bronx

Von Marcus Blumberg
Alex Rodriguez ist zurück und will sich nur noch auf den Sport konzentrieren
© getty

Es ist der spannendste Comeback-Versuch des Jahres. Der einstige MLB-Superstar Alex Rodriguez ist nach einjähriger Dopingsperre zurück und will sich ins Team der New York Yankees zurückkämpfen. SPOX beleuchtet seinen Weg und betrachtet die Hindernisse, Herausforderungen und Perspektiven für A-Rod und die Bronx Bombers. Was hat der 39-Jährige noch im Tank?

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Alex Rodriguez hatte schon immer ein Flair fürs Dramatische. Insofern war es irgendwie passend, dass er seinen ersten Home Run nach einjähriger Baseball-Zwangspause gegen keinen geringeren Gegner als den Erzrivalen aus Boston schlug.

Im fünften Spring-Training-Spiel des einstigen Superstars war es soweit: A-Rod hämmerte einen Pitch von Reliever Brandon Workman über die Mauer im tiefen Center Field vom George M. Steinbrenner Field in Tampa.

Der Ballpark hat die gleichen Dimensionen wie das Yankee Stadium, Rodriguez' Power ist also durchaus noch vorhanden. Das erste Ausrufezeichen eines Comebacks, das von zahlreichen Fragezeichen begleitet wird.

Neue Zurückhaltung

Der 39-Jährige versuchte zuletzt alles, um die für ihn sonst so unausweichlichen Fettnäpfchen zu umschiffen. Er kam drei Tage vor allen anderen Positionsspielern in Tampa an und trainierte alleine, fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf dem Minor-League-Komplex der Yankees.

Einzig eine Handvoll Reporter machten sich auf zum ein paar 100 Meter vom Spring-Training-Stadion des Teams entfernten Areal, um die ersten Gehversuche des Rückkehrers zu covern.

Was sie sahen, war wenig aussagekräftig, es wurde jedoch von einigen Home Runs im Batting Practice und zaghaften Laufeinheiten berichtet. Was jedoch herausstach, war Rodriguez' Zurückhaltung. Als er das letzte Mal nach Dopingenthüllungen im Jahr 2009 ins Camp kam, gab er noch eine Pressekonferenz im extra dafür errichteten Zelt, um sich zu entschuldigen, sich zu erklären.

Dieses Mal bot ihm das Team gar den Presseraum des Yankee Stadiums in der Bronx an, doch A-Rod lehnte ab. Er beließ es bei einem handgeschriebenen Brief an Öffentlichkeit und Fans.

Entschuldigungstour

"Ich übernehme die volle Verantwortung für die Fehler, die zu meiner Suspendierung für die Saison 2014 geführt haben. Ich bedauere, dass mein Handeln die Situation noch schlimmer gemacht hat, als sie hätte sein müssen. Zur Major League Baseball, den Yankees, der Steinbrenner-Familie, der Spielergewerkschaft und zu Ihnen, den Fans, kann ich nur sagen: Es tut mir leid!"

Zudem räumte er ein: "Ich akzeptiere, dass viele von Ihnen meine Entschuldigung oder irgendwas, das ich zum jetzigen Zeitpunkt sage, nicht glauben werden. Ich verstehe den Grund und dass es meine Schuld ist."

Ferner gab es persönliche Entschuldigungen gegenüber Weggefährten, Teambesitzern, Mitspielern und ganz besonders seiner neunjährigen Tochter Natasha, die die umfangreichste Erklärung bekam.

Ganz am Ende dieser Entschuldigungstour wurde Rodriguez vorstellig beim neuen Commissioner der MLB, Rob Manfred, sowie bei der Führungsriege der New York Yankees. Der Tenor: Was geschehen ist, ist geschehen. Jetzt ist es an der Zeit, vorwärts zu schauen.

Biogenesis-Skandal

Zu seiner einjährigen Sperre kam Rodriguez durch seine Rolle im Biogenesis-Skandal. Er soll in dieser Wellness-Klinik verbotene Mittel erworben und verabreicht bekommen haben, was aus illegal beschafften Unterlagen und gekauften Aussagen des mittlerweile wegen diverser Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie Doping von Minderjährigen verurteilten Klinikbetreibers Tony Bosch hervorgeht.

A-Rod wurde der Posterboy des Skandals, der unter anderem auch zur Sperre vom früheren National League MVP Ryan Braun geführt hat.

Rodriguez legte Berufung ein, was es ihm ermöglichte, die Saison 2013 zu Ende zu spielen. Zudem wollte er kurzzeitig vor ordentliche Gerichte ziehen, um die Bestrafung durch MLB-interne Richter zu kippen.

Doch am Ende siegte eben doch die Vernunft - die Erfolgsaussichten waren ohnehin gering, da Richter selten in Inhalte von Tarifverträgen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften eingreifen. Also akzeptierte er schließlich die Sperre für 2014.

61 Millionen Gründe für A-Rod

Einschlägige Medien hatten nun ein Jahr lang Zeit, darüber zu spekulieren, was die Yankees nach Ablauf der Sperre ihres Topverdieners machen würden. Ein viel bemühtes Szenario war, ihn einfach zu entlassen. Dies würde in erster Linie den zu erwartenden Medienzirkus fernhalten. Doch sprechen gleich 61 Millionen Gründe genau dagegen.

So viele Dollar nämlich schulden die Yankees Rodriguez noch - Verträge in der MLB sind garantiert. Und die Vorstellung, den Spieler zu entlassen und gar nichts mehr als Gegenleistung zu bekommen, ihn essentiell fürs Nichtstun zu bezahlen, war einfach nicht vermittelbar für den stets finanzbewussten Chef der Franchise, Hal Steinbrenner, Sohn des legendären "Boss" George M. Steinbrenner.

Also bleibt dem Team nichts anderes übrig, als A-Rod spielen zu lassen. Nicht jedoch ohne Hintergedanken. Sollte sich herausstellen, dass der bald 40-Jährige körperlich nicht mehr in der Lage ist, professionell Baseball zu spielen, könnte das Team über eine Versicherung einen Großteil seines Gehalts einsparen.

Nach den bisherigen Eindrücken sieht es danach nicht aus, aber im Bereich des Möglichen ist es, zumal Rodriguez zwei operierte Hüften hat und merklich langsamer läuft als früher.

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