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If you live by the three…

Stephen Curry (r.) wurde in den Finals (auch) durch seine eigene Waffe geschlagen
© getty

Seit mittlerweile 37 Jahren ist der Dreier ein Teil des NBA-Basketballs - allerdings war sein Einfluss auf das Spiel niemals größer als jetzt. Beyond the Boxscore blickt zurück auf die Geschichte eines "Gimmicks" und seine wichtigsten Protagonisten - und blickt voraus.

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Die ersten Jahre: Die Saison 1979/80 war für die Geschichte der NBA ein Wendepunkt. Larry Bird und Magic Johnson kamen in die Liga und transportierten den Fan-Hype ihrer College-Rivalität mit in die NBA, deren Finals-Spiele zu der Zeit immer noch zeitverzögert (oder gar nicht) ausgestrahlt wurden. Die Liga konnte jeden Anstieg ihrer Popularität zu diesem Zeitpunkt dringend gebrauchen.

Auch deshalb wurde vor dieser schicksalhaften Saison ein "Gimmick" eingeführt, gegen den sich die Oberen zuvor immer gewehrt hatten: der Dreipunktewurf. In der Konkurrenzliga ABA hatte es ihn schon länger gegeben, für die Puristen aus der NBA jedoch war allein die Vorstellung ebenso absurd wie die gesamte ABA, nur Show und Hokuspokus.

Stellvertretend sagte damals Red Auerbach, der legendäre Coach und GM der Celtics: "Wir brauchen das nicht. Ich wäre dafür, dass wir unser Spiel in Ruhe lassen. Die TV-Stationen machen doch nur Panik, weil die Einschaltquoten nicht gut sind."

Gimmick hin oder her: Ausgerechnet die Celtics wurden gewissermaßen zum Vorreiter in Sachen NBA-Dreier. Den ersten Longball der Geschichte versenkte Celtics-Guard Chris Ford, zum ersten echten Dreier-Killer wurde dann Bird - wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie es heutzutage gerne verklärt wird.

NBA-Boss Silver: "Noch nicht bereit für die Vier-Punkte-Linie"

Bird gewann 1986-88 drei Three-Point-Contests in Folge und lieferte dabei unter anderem den legendären Trash-Talk-Moment, als er unmittelbar vor dem Wettbewerb in der Kabine fragte, wer denn hier Zweiter werden würde. Auch versenkte er einige der ersten "Statement-Dreier" in der Geschichte der Liga.

Für den Kontext ist jedoch wichtig: Für Bird war der Dreier ein kleiner Teil seines Spiels. Nie in seiner Laufbahn nahm er mehr als 3,3 Dreier pro Spiel, der Dreier machte nur 10 Prozent seiner Karriere-Wurfversuche aus. Zur Einordnung: In der abgelaufenen Saison lagen 348 (!) Spieler in dieser Kategorie bei 10 Prozent oder mehr. Damals war Bird mit diesem Anteil noch eine Art Pionier.

In der ersten Saison nahmen Teams durchschnittlich nur 2,8 Dreier pro Spiel, ein Wert, den die Warriors heutzutage innerhalb eines Viertels mehr als verdoppeln. Danach ging die Entwicklung vorerst sogar zurück: Erst 1984/85 wurden drei Versuche pro Spiel geknackt, danach zeigte die Kurve langsam aber sicher nach oben.

Larry Bird: Ein Großmeister auf dem Court

Mit der Zeit fanden die ersten Spezialisten wie Danny Ainge, Darrell Griffith oder Michael Adams ihre Nische. Sie blieben jedoch Spezialisten - der Dreier war noch weit davon entfernt, wie heute ein integraler Bestandteil der Strategie zu sein. In der Saison 1994/95 knackte erstmals ein Spieler (John Starks) die 200-Dreier-Marke - allerdings unter fleißiger Mithilfe der NBA.

Das Experiment: Nachdem Michael Jordan 1993 den ersten seiner drei Rücktritte bekannt gab und sich dem Keulenball verschrieb, befand sich die Liga kurzzeitig im freien Fall - es fehlte ein Aushängeschild, das Interesse an der NBA bewegte sich wieder in die Richtung der katastrophalen 70er. Ähnlich wie 15 Jahre zuvor sollte 1994 der Dreier helfen: Die Linie wurde näher an den Korb verlegt, statt 7,24 Metern waren es von "oben" auf einmal nur noch 6,70 Meter.

Die Effekte waren dramatisch. Wo vorher noch gezögert wurde, ballerten die Spieler nun munter drauf los - binnen einer Saison steigerten sich die versuchten Dreier von 9,9 auf 15,3. Auch die Quote stieg ligaweit erstmals seit der Einführung über 35 Prozent, Starks und eine Saison später Dennis Scott mit 267 Triples pulverisierten den vorherigen Rekord von Dan Majerle (192).

Die Entwicklung ging der Liga zu weit - nach nur zwei Jahren war man wieder bei der alten Entfernung angekommen. Die Effekte ließen sich jedoch nicht mehr rückgängig machen. Gunner, die früher noch zum Korb gezogen oder aus der Mitteldistanz abgeschlossen hätten, begriffen in diesen beiden Jahren, dass 3 tatsächlich mehr als 2 ist. Nie wieder sank der Dreier seitdem unter 13 Versuche pro Spiel.

Die Weiterentwicklung: Es dauerte jedoch noch einige Jahre, bis die nächste Stufe in der Evolution erreicht war. Nach der Rückverlegung der Linie dominierten erst Jordans Bulls noch einige Jahre, bevor die ShaKobe-Lakers und Spurs begannen, die NBA zu regieren.

Diese Teams wussten den Dreier zwar zu nutzen, "Brot und Butter" waren jedoch Inside-Out und die Dominanz der Big Men Shaquille O'Neal und Tim Duncan. Wer abhängig vom Dreier war, galt entweder als soft oder zum Scheitern verurteilt - bis ein Kanadier mit wellendem Haar und ein Coach mit Pringles-Bart den Distanzwurf auf die nächste Stufe hievten.

Steve Nash hatte 2002/03 in Dallas erstmals in der Geschichte der Liga eine Offense dirigiert, die bei mehr als 20 Dreiern pro Spiel mindestens 38 Prozent versenkte. Mit seinem guten Kumpel Dirk Nowitzki führte er ein Mavericks-Team an, das nacheinander 60 und 52 Spiele gewann und unter Coach Don Nelson daran arbeitete, den Fluch der erfolglosen Shooting-Teams zu widerlegen.

Im Sommer 2004 wurde Nash jedoch Free Agent - und angesichts seines Alters von 30 Jahren ging Besitzer Mark Cuban davon aus, dass er seinen Zenit bereits hinter sich hatte. Die Suns bedankten sich und schnappten zu: Der Wahnsinn namens "7 Seconds or Less" war geboren.

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