Der erste QB-Dominostein: Joe Flacco zu den Broncos
Bevor wir zu den angehenden Free Agents kommen, noch einige Gedanken zum Broncos-Trade für Joe Flacco, was in gewisser Weise den ersten Dominostein auf dem Quarterback-Markt darstellt. Nicht nur weil die Broncos damit zumindest mit Blick auf die Free Agency aus dem Geschäft sind, sondern auch, weil Case Keenum als zusätzlicher Name somit wohl verfügbar werden dürfte.
Doch richtet man den Fokus kurz auf die Broncos, dann stellt man sich doch schnell die Frage: warum? Was bringt es Denver, 2019 gut 18 Millionen Dollar für Joe Flacco zu bezahlen und einen Mid-Round-Pick zu investieren, um ihn aus Baltimore loszueisen? Werden die Broncos mit Flacco ein Playoff- oder gar ein Titelanwärter, der sie mit Keenum nicht waren?
Wer hierauf - und in diese Gruppe zähle ich mich selbst - nicht mit Ja antwortet, kann in meinen Augen keine vernünftige Rechtfertigung für dieses Investment finden. Ja, Flacco wird besser in die Shanahan-Offense, welche Denver mit der Verpflichtung von Rich Scangarello als neuem Offensive Coordinator installieren will, passen - Flacco selbst kennt die Offense bereits von Gary Kubiak, der ursprünglich ja den OC-Posten in Denver übernehmen sollte, aus der gemeinsamen Zeit in Baltimore.
Und man kann auch argumentieren, dass Flacco als Quarterback auch im Vakuum noch immer ein klein wenig vor Keenum anzusiedeln ist und vor allem konstanter spielt. Doch selbst davon ausgehend, dass das die Broncos-Offense mit Flacco statt Keenum ein paar Prozentpunkte zulegt, und davon gehe ich auch aus - wohin führt das? Denver wird mit Flacco vielleicht ein, zwei Spiele mehr gewinnen, als es mit Keenum der Fall gewesen wäre. Ein Titelanwärter werden sie durch diesen Trade jedoch nicht.
Die Broncos dürften mehrere Offensive Linemen, allen voran Center Matt Paradis, in der Free Agency verlieren. Nummer-1-Receiver Emmanuel Sanders hat sich Anfang Dezember im Training die Achillessehne gerissen und Demaryius Thomas wurde im Laufe der vergangenen Saison getradet; anders gesagt: das ist kein Team, das eine hochkarätig besetzte Offense an den Start bringt und den Quarterback nur als Game Manager benötigt.
Von all den neuen Head Coaches in diesem Jahr war es ausgerechnet Denvers Vic Fangio, der gezielt davon sprach, dass man nicht versuchen dürfe, viele kleine Probleme mit kurzfristigen Lösungsversuchen zu adressieren, um krampfhaft auf acht Siege zu kommen, nur um dann zwei Jahre später vor noch viel größeren Problemen zu stehen.
Die Flacco-Verpflichtung wirkt allerdings wie genau eine solche Entscheidung; John Elways nächster Versuch, irgendeine Quarterback-Lösung zu präsentieren, die dieses Mal tatsächlich im Vorhinein zum Scheitern verurteilt zu sein scheint. Die Broncos hatten in Case Keenum bereits eine Übergangslösung, jetzt geben sie zusätzliche Ressourcen für eine minimal bessere Übergangslösung aus.
Und damit zum Haupt-Part, dem Top-30-Ranking der angehenden Free Agents.
NFL Free Agency 2019: Die 30 besten Free Agents
30. Dante Fowler, DE, Los Angeles Rams
Dante Fowler geht 2019 zwar in seine insgesamt fünfte NFL-Saison - ist allerdings noch keine 25 Jahre alt. Das macht den einstigen Third-Overall-Pick im 2015er Draft umso interessanter, Coaches werden in Fowler einen Spieler sehen, den sie zu einem gewissen Grad noch formen können; und das womöglich berechtigterweise. Als Pass-Rusher hatte er zudem 2017 und 2018 (jeweils 46 QB-Pressures) positive Tendenzen gezeigt - diese Mischung wird einen interessanten Markt für Fowler ergeben.
29. Ha Ha Clinton-Dix, S, Washington Redskins
Ein guter Safety, der in der Box eingesetzt werden kann, seine Stärken aber eher als Free Safety hat. Verlässlich in Coverage, hatte einige sehr gute Saisons in Green Bay. Ein Safety, der mehr als solide ist - welchen Wert hat das in der Free Agency, nachdem die Position letztes Jahr so abfiel? Clinton-Dix wird ein erster Maßstab dafür sein.
28. Tre Boston, FS, Arizona Cardinals
Ein echter Deep-Free-Safety, der eine Defense prägen kann. Drei Picks und sieben Pass-Breakups für die Cardinals in der vergangenen Saison, nachdem er bereits 2017 noch für die Chargers hier ebenfalls geglänzt hatte (fünf Interceptions, zwei Pass-Breakups). Boston ist erst 26 Jahre alt und könnte unter anderem für Teams, die bevorzugt aus Cover-3-Schemes agieren, eine günstigere Alternative zu Earl Thomas darstellen.
27. Kareem Jackson, CB, Houston Texans
Wurde von den Texans in der vergangenen Saison zwischen Outside-Corner (467 Snaps), Slot-Corner (328) und Free Safety (135) hin- und hergeschoben, dabei bestätigte er seine Qualitäten in der Run-Defense - und steigerte sich in Coverage, wo er im Vergleich zu 2017 weniger Yards pro Reception, eine geringere Completion Percentage sowie keinen Touchdown (2017: 4) zuließ, gleichzeitig zwei Picks und zehn Pass-Breakups verzeichnete.
26. Ziggy Ansah, DE, Detroit Lions
Stand verletzungsbedingt in der vergangenen Saison - welche er unter dem Franchise Tag absolvierte - nur sieben Mal auf dem Platz, und ist angesichts der massiven Inkonstanz in seiner bisherigen NFL-Karriere ein Kandidat für einen Prove-It-Deal. Obwohl man die Anlagen immer wieder sieht, hat es der bald 30-Jährige bisher schlicht zu selten geschafft, wirklich konstant dominante Spielzeiten hinzulegen; zusätzlich waren die letzten drei Jahre insgesamt der durchwachsenere Part seiner Karriere. Pass-Rusher haben immer einen Markt, aber hat Ansah noch einen zweiten Karriere-Frühling vor sich? Oder haben wir seine beste NFL-Zeit bereits 2014 und 2015 gesehen?
25. Shaquil Barrett, OLB, Denver Broncos
Shane Ray wird Denver als Draft-Enttäuschung verlassen - Barrett ist unter den Free-Agent-Pass-Rushern der Broncos der interessantere Spieler. Barrett kam in Denver nie so richtig konstant über eine Rotationsrolle hinaus. Die erfüllte er aber immer wieder vielversprechend und war ein durchaus effizienter Pass-Rusher, der Potential für mehr andeutete. Könnte ein Team, das ihn als Nummer-2-Rusher verpflichtet, dieses Potential zur Entfaltung bringen? Bei den Broncos schien er zumindest immer wieder kurz vor diesem Schritt zu stehen.
24. Muhammad Wilkerson, DT, Green Bay Packers
Sollte die Defensive Line der Packers unter Mike Pettine komplettieren und seine Karriere mit einem Prove-It-Deal wieder in die richtige Bahn lenken - und kam letztlich infolge einer Knöchelverletzung auf nur zweieinhalb Spiele. In Kombination mit seinem unrühmlichen Abschied von den Jets bringt das den 29-Jährigen wieder in Position für einen günstigen Einjahresvertrag, um sich eventuell für mehr zu empfehlen. Einstmals einer der dominantesten Defensive Linemen in der NFL, doch diese Zeiten sind seit mehreren Jahren vorbei. Zwei Fragen werden sich Teams bei Wilkerson stellen müssen: Hat er noch genug im Tank? Und ist er ausreichend motiviert?
24. Adrian Amos, FS, Chicago Bears
Spielte in der für die Secondary besonders komplexen Bears-Defense unter Vic Fangio den anspruchsvollen Free-Safety-Posten und laut Pro Football Focus verbrachte kein Safety in der vergangenen Saison mehr Snaps in Coverage. Ließ insgesamt zwar drei Touchdowns zu, verzeichnete allerdings auch drei Interceptions sowie fünf Pass-Breakups. Ein rundum kompletter, verlässlicher tiefer Safety; durchaus vorstellbar, dass Fangio ihn genau deshalb mit nach Denver bringt.
22. Nick Foles, QB, Philadelphia Eagles
Seine Zeit in Philadelphia kommt jetzt endgültig zu einem Ende, selbst wenn die Eagles ihm noch den Franchise Tag geben sollten, würde das nur mit einem Trade im Hinterkopf passieren. Also stellt sich die Frage: Was sehen die anderen 31 Teams in Foles? Könnten die Jaguars ihn etwa als das Upgrade über Bortles - und das wäre er zunächst einmal ohne Frage - sehen, mit dem man das Titelfenster nochmals aufstößt? Foles ist ein inkonstanter Quarterback mit dramatischen Hochs und immer wieder aber auch deutlichen Tiefs. In Philly hat er über die letzten Jahre fraglos gezeigt, dass er ein aggressiver Downfield-Passer sein kann, der enge Fenster nicht scheut und auch gegen Druck in der Pocket steht und den Ball loswird. Die große Frage wird sein: was soll Foles kosten? Die Gefahr besteht hier zweifellos, dass Teams sich von einzelnen exzellenten Auftritten blenden lassen und zu viel bezahlen.
21. Anthony Barr, LB, Minnesota Vikings
Schwer einschätzbar, weil er von Jahr zu Jahr in seiner NFL-Karriere doch starke Schwankungen in seinen Leistungen hatte. Barr war vor allem 2015 exzellent, als Pass-Rusher und in Coverage - an dieses Level kam er seither nie wieder ran, und wird das vielleicht auch nie wieder schaffen. Für ihn spricht seine Vielseitigkeit, Barr wurde in Minnesota im Slot, als Inside und Outside Linebacker eingesetzt und hat eine College-Vergangenheit als Pass-Rusher. Sein Markt könnte sich allerdings angesichts der jüngeren Vergangenheit überschaubar gestalten.