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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 13 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 13 in der NFL.
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3. Die Eagles-Offense zeigt ein wichtiges Puzzleteil

So ziemlich jede Saison bietet ein, zwei Shootingstar-Teams. Teams, die zwar in der Offseason auf dem Papier spannend daherkommen und denen man durchaus eine reelle Chance für einen großen Sprung gegeben hat - aber die auch einige Fragezeichen mitbringen, nicht selten auf der Quarterback-Position, was im schlimmsten Fall auch jeden Optimismus der Offseason ad absurdum führen kann.

Wenn dann diese Teams selbst die positivsten Prognosen übertreffen, lässt sich häufig ein Jahr für Jahr ähnlicher Dialog beobachten: Eine Diskussion darüber, wie stark besagtes Team - oder auch der Quarterback für sich betrachtet - wirklich ist, mit sehr positiven Analysen, angelehnt an den Leistungen der bisherigen Saison, auf der einen Seite, und skeptischeren Betrachtungsweisen auf der anderen Seite

Ich persönlich falle meist in die zweite Kategorie, was irgendwo sicher auch in der Natur der Sache als Analyst liegt: Eine gewisse natürliche Skepsis, die einen zögern lässt, zu früh schon ein Team als sattelfesten Titelanwärter zu krönen. Was dann wiederum zu besagten Diskussionen führt zwischen dem Fan, den die Skepsis des Analysten trotz guter Ergebnisse irgendwann nervt, und dem Analysten, der die Schwierigkeiten der kleinen Sample-Size und der eigenen Meinung über bestimmte Spieler umschiffen muss.

Wie gut sind die Eagles wirklich?

Die Philadelphia Eagles sind ein wunderbares Beispiel dafür. Ein Team, das mit einem sehr kompletten Kader an den Start dieser Saison gegangen ist, das auf Kurs ist, sich den Nummer-1-Seed in der NFC zu holen. Ein Team, das Gegner bisweilen dominieren kann. Und ein Team, das mit einem klaren Quarterback-Fragezeichen in die Saison gegangen ist.

Dabei steht es außer Frage, dass Jalen Hurts merkliche Fortschritte zeigt. Dennoch bin ich nach Woche 13 noch nicht davon überzeugt, dass Jalen Hurts der nächste 45-Millionen-Dollar-Quarterback werden sollte. Und was die kurzfristige Perspektive angeht, ging ich in diese Woche 13, auch noch nicht davon überzeugt, dass die Eagles Spiele gewinnen können, in denen ihr Passspiel sie komplett tragen muss.

Das Spiel gegen die Titans war ein wichtiges Puzzleteil in der Analyse dieses Eagles-Teams für mich in dieser Hinsicht. Denn es war von Anfang an so, dass Tennessee den Run immer wieder sehr schnell stoppen konnte - und vor allem schossen sich die Eagles immer und immer wieder in den eigenen Fuß.

False Starts häuften sich bereits beim ersten Drive, die Eagles hatten sechs Strafen (!) allein im ersten Viertel und standen Mitte des zweiten Viertels bei neun kassierten Flaggen. Das führte unweigerlich auch immer wieder zu langen Down-and-Distance-Situationen - und es war eindrucksvoll zu sehen, dass das quasi keine Rolle spielte.

Eagles finden immer wieder Big Plays

Hurts fand auch in offensichtlichen Passing-Situationen von Anfang an offene Receiver. Und selbst verpasste Gelegenheiten wurden nicht bestraft: Beim ersten Drive verfehlte er Quez Watkins, direkt danach fand er DeVonta Smith zum tiefen Touchdown. Der Wurf war nicht einmal ideal - aber es spielte keine Rolle.

Wenig später hatte er A.J. Brown zum 41-Yard-Touchdown via Go-Route, doch Browns Fuß war knapp im Aus aufgekommen. Direkt das nächste Play war ein weiterer - dieses Mal regelkonformer - 41-Yard-Touchdown auf Brown, der buchstäblich über Kristian Fulton gebulldozert war und komplett allein in der Endzone stand.

Es war eindrucksvoll zu sehen, wie die Eagles immer wieder Big Plays durch die Luft fanden, aber vielleicht der am meisten ermutigende Part aus Sicht der Eagles-Analyse war Hurts selbst.

Nicht so sehr die Würfe, da waren einige unsaubere Pässe auch dabei; auch wenn manche davon noch belohnt wurden, wie etwa bei der tiefen Defensive-Pass-Interference-Strafe spät in der ersten Hälfte bei einem Underthrow zu Brown. Es war am meisten Hurts' Ruhe in der Pocket früh im Spiel, die Hoffnung auf mehr machte.

Denn: Tennessees Pass-Rush war komplett zahnlos früh in der Partie, Hurts aber fing nicht an, loszuscrambeln oder Plays vorzeitig aufzugeben. Er spielte mit Ruhe und Geduld, und das öffnete eine Vielzahl an vertikalen Pass-Konzepten. Das änderte sich im Laufe der Partie zumindest dahingehend, dass der Pass-Rush der Titans aufwachte, und Hurts mehr unter Druck setzte.

A.J. Brown setzt seinem Revenge-Game die Krone auf

Doch mit einer 21:10-Führung zur Halbzeitpause gegen eine Defense, die über die letzten acht Spiele überhaupt nur zwei Mal 20 (!) Punkte zugelassen hatte, war Philadelphia bis dahin schon wieder an einem Punkt angekommen, an dem die Eagles verwalten konnten.

Und einfach nur "verwalten" wird der Sache nicht einmal gerecht, denn: gegen das zumindest defensiv physischste Team in der NFL gingen die Eagles in puncto Physis in diesem Matchup komplett mit, und drückten dem Spiel mit ihrer Defensive Front ebenfalls den Stempel auf.

Und "verwalten" wird der Sache auch nicht gerecht, weil die Revanche-Tour von A.J. Brown gegen sein Ex-Team noch nicht abgeschlossen war: Ein spektakulärer 29-Yard-Touchdown, bei dem er keinerlei Separation kreierte, aber am Catch Point mal wieder scheinbar mühelos gewann.

Die Eagles machten über weite Teile der ersten Hälfte vieles, um die Titans im Spiel zu halten - und Tennessee ist nicht das Team, gegen das man diesen Fehler machen will. Wie dominant Philly diese Partie dennoch gestaltete, wie deutlich die Eagles schon früh im dritten Viertel führten - es war ein klarer Hinweis darauf, wo die Reise hingehen kann.

Und einem notorisch skeptischen Analysten wie mir gibt es ein wichtiges Puzzleteil, um zu sehen, was für dieses Team möglich sein kann, wenn man, ob aufgrund des Matchups oder eigener Fehler, einen bestimmten Stil spielen muss.