4. NFC Playoffs: Vikings und Seahawks sind ... auf Augenhöhe?
Es ist faszinierend zu sehen, wie die Vikings Woche für Woche das gleiche Team sein können. Noch faszinierender ist es, zu beobachten, wie Minnesota auf diese Art und Weise weiter gewinnt, und gewinnt, und gewinnt.
Das war auch wieder die Storyline gegen die Jets. Die Vikings-Line, ohne Christian Darrisaw, wackelte, die Offense viel - mal wieder - in ein Loch, aus dem sie sich dann spät im Spiel rausarbeiten musste. Und das schaffte sie! Als Minnesota den einen Drive brauchte, legte Cousins mehrere gute Pässe auf und fand am Ende Justin Jefferson in der Endzone.
Es war ein Drive, der fast zu einfach aussah, gemessen an den Problemen, die Minnesotas Offense über weite Strecken der Partie an den Tag gelegt hatte: Nachdem die Vikings spät in der ersten Hälfte mit 20:3 in Führung gegangen waren, eröffneten sie die zweite Hälfte mit drei Punts und insgesamt zehn Yards Raumgewinn bei diesen Drives.
Die Jets um Mike White hatten mehrere Chancen, diese Partie zu drehen und zu gewinnen, die beste verpasste Braxton Berrios, der einen White-Pass in der Endzone nicht kontrollieren konnte. Es passte aber auch ins Gesamtbild dieser Partie: Die Jets hatten 199 Yards, 1,6 Yards pro Play und zwei First Downs mehr. Aber sie waren 1-6 in der Red Zone. Die Vikings? 3-3.
Nun ist Effizienz nichts, wofür man sich schämen sollte, im Gegenteil. Aber Spiele wie gegen die Jets - und ehrlicherweise fast jedes Vikings-Spiel - zeigen, warum es so schwierig ist, diesem Vikings-Team zu vertrauen. Auch wenn sie weiter gewinnen. Es ist ein minimaler Spielraum für Fehler, ein häufig ähnlicher Spielverlauf, und es ist und bleibt schwer vorstellbar, dass dieser enge Spielraum weiterhin für die Vikings ausgeht. Auch wenn es aktuell der Fall ist.
Seahawks: Müssen wir uns Sorgen machen?
Bei den Vikings ist klar, dass Minnesota in die Playoffs einziehen wird. Die Division sollte bald auch rechnerisch gewonnen werden, und dann steht in erster Linie die Frage im Raum, ob Philadelphia noch stolpert, und der Nummer-1-Seed in Reichweite gerät - wenn, ja wenn, Minnesota selbst weiter gewinnt.
In einer derart luxuriösen Situation sind die Seahawks noch lange nicht. Seattle wird um sein Playoff-Ticket kämpfen müssen, und das Spiel gegen ein massiv dezimiertes Rams-Team war ein klarer Hinweis darauf, dass die Probleme bei den Seahawks ernstzunehmen sind.
Das beginnt mit der Run-Defense, welche nach einem kurzen Zwischenhoch jetzt schon seit Wochen schwimmt. Und das unter anderem gegen schwache Rushing-Offenses wie die der Buccaneers oder jetzt der Rams. Dass auch die Offensive Line gegen diesen Rams-Pass-Rush ohne Aaron Donald wackelte, gibt weiteren Grund zur Sorge.
Seattle früh in der Saison war ein Team, das Shootouts gewinnen konnte. Dann schienen sie ein Team zu werden, das sich defensiv stabilisiert und noch immer eine schlagkräftige Offense hat - und ein ernstzunehmendes Playoff-Team stellen könnte.
Mittlerweile sind wir wieder mehr in der Frühphase der Saison angekommen. Dass es gegen die Rams einen späten Touchdown-Drive mit Big Plays von Geno Smith und seinen Receivern brauchte, unterstreicht, wie haarig diese Rechnung ist. Wie schwierig es ist, auf diese Art und Weise Spiele zu gewinnen - und was für eine Hypothek eine solche Defense darstellt, wenn es in die Playoffs geht.
Ich sehe die Seahawks als Team nicht bedeutend schlechter als die Vikings, und ehrlicherweise würde ich Minnesota mit Seattles Record realistischer eingeschätzt sehen. Dementsprechend wäre ein mögliches Playoff-Matchup zwischen diesen beiden Teams auch hochspannend zu beobachten.