Willi Orban im Interview: "Lena Gercke kam in Julians Ansprachen schon mal vor"

Willi Orban und Julian Nagelsmann arbeiteten zwei Jahre lang bei RB Leipzig zusammen.
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Gemeinsam mit Nagelsmann wechselt auch Ihr Innenverteidiger-Kollege Dayot Upamecano zum FC Bayern, der einst mit 18 Jahren nach Leipzig kam. Wie hat er sich seitdem entwickelt?

Orban: Am Anfang war er sehr zurückhaltend, mittlerweile ist er aber etwas offener geworden. Wenn er sich wohlfühlt, redet er viel - auch auf Deutsch. Die Sprache ist jedenfalls kein Problem mehr für ihn. Er kam als "Kind" ohne Sprachkenntnisse und geht als gestandener Mann, der im Spiel teilweise Kommandos auf Deutsch gibt.

In Ihren sechs Jahren bei Leipzig haben Sie etliche Talente kommen und entwickeln sehen. Welcher Mitspieler hat Sie in dieser Zeit am meisten beeindruckt?

Orban: Naby Keita mit seiner außergewöhnlichen Ballbehandlung, seiner Dynamik und seinem Abschluss. Er war einfach komplett.

Bei seinem neuen Klub FC Liverpool hat sich Keita auch verletzungsbedingt noch nicht restlos durchgesetzt. Überrascht Sie das?

Orban: Nein. Naby ist ein sehr sensibler Typ, der sich in seinem Umfeld komplett wohlfühlen muss, um Top-Leistungen zu bringen. Man muss sich um ihn besonders kümmern, viel mit ihm reden. Außerdem brauchte er bei uns auch immer wieder mal Pausen. Die Premier League ist diesbezüglich sicher noch fordernder.

Mit Jesse Marsch bekommen Sie im Sommer einen neuen Trainer. Hatten Sie seit der Verkündung schon Kontakt mit ihm?

Orban: Ja, gerade vor ein paar Tagen. Ich kenne ihn auch noch sehr gut aus seiner Zeit als Co-Trainer von Ralf Rangnick, in der er zum Beispiel für Standards zuständig war. Am meisten hängengeblieben ist bei mir, dass er ein guter Mensch ist. Sehr lernfähig und authentisch, ein guter Motivator mit einer coolen Art. Ich bin sehr gespannt, wie er sich in den zwei Jahren in Salzburg weiterentwickelt hat.

Bevor die Zusammenarbeit mit Marsch beginnt, werden Sie mit Ungarn an der Europameisterschaft teilnehmen. Sie sind in Kaiserslautern geboren und aufgewachsen und sprechen kaum ungarisch. Wie eng ist Ihr Bezug zum Heimatland Ihres Vaters?

Orban: Als ich zwei oder drei Jahre alt war, hat sich mein Vater von meiner Mutter getrennt und ist zurück nach Ungarn gezogen. Dadurch war ich als Kind regelmäßig bei ihm und konnte auch ganz gut ungarisch sprechen. Im Laufe der Jahre wurden die Besuche seltener, aber der Kontakt ist natürlich nie abgerissen.

Stimmt es, dass Sie bei einem dieser Besuche mit blauen Haaren zurück nach Kaiserslautern kamen?

Orban: Da war ich sechs Jahre alt und im Sommer bei ihm. Ich weiß nicht mehr warum, aber ich wollte unbedingt blaue Haare haben. Meine Mutter war bei meiner Rückkehr nicht so begeistert, weil ein paar Tage später die Einschulung anstand. Bis dahin hat sie dafür gesorgt, dass die blaue Farbe wieder weg war. Sie wollte, dass ich auf dem Schulfoto ordentlich erscheine.

Willi Orban spielt seit 2018 für die ungarische Nationalmannschaft. Bei der EM geht es in Gruppe F gegen Deutschland, Frankreich und Portugal.
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Willi Orban spielt seit 2018 für die ungarische Nationalmannschaft. Bei der EM geht es in Gruppe F gegen Deutschland, Frankreich und Portugal.

Haben Sie als Kind der deutschen oder der ungarischen Nationalmannschaft die Daumen gedrückt?

Orban: Der deutschen, aber mittlerweile identifiziere ich mich voll mit Ungarn. Mein Vater freut sich jedes Mal, mich für Ungarn spielen zu sehen. Vor der Corona-Pandemie schaute er regelmäßig bei meinen Länderspielen zu. Wenn alles gut geht, wird er auch bei den EM-Spielen in Budapest im Stadion sein.

Haben Sie sich trotz Ihrer fehlenden Sprachfähigkeiten in der ungarischen Nationalmannschaft direkt gut aufgenommen gefühlt?

Orban: Wegen der Sprache gab es nie ein Problem. Obwohl mir das Sprechen etwas schwerfällt, verstehe ich viele Worte. Unser Trainer Marco Rossi ist außerdem aus Italien und hält seine Ansprachen auf Englisch.

Ihr Klub- und Nationalmannschaftskollege Peter Gulacsi hat neulich in einem Facebook-Post ein neues ungarische Gesetz, wonach homosexuelle Paare keine Kinder adoptieren dürfen, kritisiert. Wie fanden Sie das?

Orban: Es war ein mutiges Statement und ging in die richtige Richtung. Für uns ist es selbstverständlich, Werte wie Offenheit zu vertreten.

Haben Sie mit ihm darüber gesprochen?

Orban: Ja. Er meinte, dass er viel Feedback bekommen hat: teilweise positives und teilweise negatives. Die Entlassung von Zsolt Petry (ehemaliger Torwarttrainer von Hertha BSC, Anm. d. Red.) hat er beispielsweise sicher nicht beabsichtigt.

Wie intensiv verfolgen Sie die ungarische Politik?

Orban: Ich kriege zwar viele Dinge mit, bin aber auch wegen der Sprachbarriere nicht ganz so tief im Thema. Nach meiner Karriere will ich das jedoch intensivieren - ein Politiker wird aber vermutlich nicht mehr aus mir.