1982: Italien - Deutschland 3:1
Wer hätte damit nur rechnen können? Zweimal waren sie als Gruppensieger bis ins Halbfinale gestürmt. Sie hatten sich in der Nacht von Sevilla in die Geschichtsbücher eingetragen. Nur einmal hatten sie verloren bei diesem Turnier, gekämpft hatten sie wie die Löwen. Und jetzt? Spielten die Italiener Katz und Maus mit ihnen.
Scirea, Conti, Rossi, Scirea, Gentile, Scirea, Tardelli, drin! Sogar Staatspräsident Sandro Pertini erhob sich mit seinen stolzen 84 Jahren auf der Ehrentribüne jubelnd von seinem Sitz. Die Squadra Azzurra führte schon mit 2:0 - der Wille der Deutschen war längst gebrochen.
Paolo Rossi hatte die Italiener nach 57 Minuten zur hochverdienten Führung geköpft. Danach waren Enzo Bearzots Mannen zu frisch, zu clever und zu schnell. Nach Marco Tardellis Tor war es Allessandro Altobelli, der den Sack endgültig zumachte. Paul Breitners Treffer kurz vor Schluss war so schön wie unbedeutend. Hochverdient reckte Dino Zoff den WM-Pokal vor 90.000 Zuschauern im aus allen Nähten platzenden Estadio Santiago Bernabeu in den Nachthimmel von Madrid.
Die Deutschen? Chancenlos. Am Ende. Fertig. Zuviel Kraft hatten sie gelassen, drei Tage zuvor, in der Nacht von Sevilla, einer unvergleichlichen Schlacht gegen Frankreich. 120 Minuten Kampf bis auf die Knochen. Toni Schumacher schlug Patrick Battiston krankenhausreif, es ging in die Verlängerung. Frankreich führte dort schon 3:1, doch Karl-Heinz Rummenigge und Artist Klaus Fischer per Fallrückzieher schossen die BRD ins Elfmeterschießen. Dort glänzte Sünder Schumacher auf der Linie - gegen Six und Bossis.
Dieses Halbfinale - es war der positive Gegenentwurf zum Jahrhundertspiel gegen Italien, das man 1970 auf irre Weise in der Verlängerung verlor. Jetzt stand man auf der anderen Seite - zumindest für drei Tage. Denn gegen dieses Italien war man nach all dem machtlos. Scirea, Conti, Rossi, Scirea, Gentile, Scirea, Tardelli - drin...