1990: Deutschland - Argentinien 1:0
16 Jahre hatte es gedauert, bis die schwarz-rot-goldenen Fahnen wieder voller Stolz wehten. Eine Nation war im Rausch, im Freudentaumel. Deutschland war zum dritten Mal Weltmeister. Doch das Bild, das von diesem Abend um die Welt ging, war ein anderes. Ein ruhiges und besonnenes. Franz Beckenbauer wandelte ungläubig und alleine über den Rasen des Römer Olympiastadions.
Was in den 90 Minuten davor, eigentlich der kompletten vorangegangenen Weltmeisterschaft passiert war, war das Negativ der Geschehnisse von vor vier Jahren - im positiven Sinne. Diesmal waren es die Südamerikaner, die sich durchs Turnier quälten. Diesmal gelang es Guido Buchwald, Maradona an die Kette zu legen. Diesmal passte alles.
Und das, obwohl Edgardo Codesal Mendez zunächst einen klaren Elfmeter an Klaus Augenthaler nicht pfiff. "Den muss er pfeifen!", schimpfte Endspiel-Kommentator Gerd Rubenbauer. "Das ist ein ganz klarer Pfiff!", raunzte Karl-Heinz Rummenigge als sein Co.
Fünf Minuten vor dem Ende waren sich Rubenbauer und Rummenigge abermals einig. Konzessions-Entscheidung! Geschenk! Rudi Völler, der im Achtelfinale noch die legendäre Spuckattacke von Frank Rijkaard über sich ergehen lassen musste, kam im Strafraum zu Fall. Mendez zeigte diesmal auf den Punkt.
An selbigem Stand kurz darauf Andreas Brehme, 73.603 Paar Augen im Römer Olympia-Stadion und Millionen rund um die Welt auf ihn gerichtet. Links unten schlug es ein. "Nicht hart, aber präzise", wie Rubenbauer zelebrierte. Der Siegtreffer, "vierrr Minuten und vierrrzig Sekunden vorrr dem Ende", wie Rubenbauer rollte.
Argentinien gelang, wie schon im kompletten Spiel zuvor, nichts mehr. Pedro Monzon verabschiedete sich schon vor dem Tor mit glatt Rot nach seiner brutalen Grätsche gegen Klinsmann. Wahrscheinlich hat ein Schiedsrichter nie wieder so grazil und formvollendet eine Rote Karte vergeben wie Mendez an diesem Sonntagabend in Rom. Auch Gustavo Dezotti musste nach einer Tätlichkeit noch vorzeitig zum Duschen - sie beide sahen sie vermutlich gar nicht mehr, die Krönung des Kaisers, als er allein und ungläubig über den Rasen des Römer Olympiastadions wandelte.